Ahmet Yildirim ist ein entspannter Gesprächspartner. Ganz besonnen und unaufgeregt erzählt er seine Geschichte. Eine Geschichte einer spät entdeckten Liebe. Der Liebe zum...
ELTVILLE. Ahmet Yildirim ist ein entspannter Gesprächspartner. Ganz besonnen und unaufgeregt erzählt er seine Geschichte. Eine Geschichte einer spät entdeckten Liebe. Der Liebe zum Wein, die am Ende größer war als die Liebe zum Fußball.Eigentlich wollte ich immer Profikicker werden“, sagt Ahmet Yildirim. Und viel hätte dazu gar nicht gefehlt. Der gebürtige Bad Schwalbacher durchlief die Jugend des SV Wehen, trainierte zeitweise unter dem aktuellen Präsidenten des SV Wehen Wiesbaden, Markus Hankammer, und beendete seine Laufbahn bei den Amateuren der Profi-Fußballer. „Ich war damals ein guter Mittelstürmer, aber leider etwas zu klein. Der kleinste der Liga“, räumt der mittlerweile 38-Jährige ein.
Mit 7000 Flaschen fing alles an
Bis zu diesem Zeitpunkt kam Yildirim fast überhaupt nicht mit Wein in Berührung. „Das erste Glas habe ich mit 19 getrunken, dafür habe ich meine Ausbildung zum Sommelier schon mit 21 gemacht.“ Nach Stationen im In- und Ausland landete er im Johannisberger Weingut Trenz. Dort blieb er fünf Jahre und machte seinen ersten eigenen Wein. „Ich wollte etwas Personalisiertes erstellen, das gleichzeitig global verständlich ist“, erklärt Yildirim. So entstanden die Weine Y 1 bis Y 4. Einfach simpel durchnummeriert. Ein trockener und ein feinherber Wein, eine Spätlese und ein Rosé. Das war der Anfang mit 7000 Flaschen.
Mittlerweile arbeitet der Weinmacher mit mehreren Winzern aus der Region zusammen, mit denen er nach seinen Vorstellungen „maßgeschneiderte Einzelstücke“ entwickelt. Von Beginn an dabei sind das Weingut Kaufmann aus Hattenheim und das Weingut Altenkirch aus Lorch. Später folgten die Familie Gutzler, das Weingut Winter (beide Rheinhessen) und weitere Top-Adressen in der Region. Seit 2013 geht Yildirim jetzt seinen eigenen Weg. „Viele Sommeliers haben den Wunsch, etwas eigenes auf die Beine zu stellen. Und das habe ich dann auch gemacht.“ Zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Kira Hüsken hat er ein kleines Wein-Imperium aufgebaut, beliefert deutschlandweit rund 800 Restaurants und ist mit seiner Marke in 26 Ländern vertreten. Besonders der asiatische Markt sei im Kommen.
Basis in der Rheingauer Straße gefunden
Dazu das Geschäft über das Internet. „Wir setzen um die 20 Prozent unserer Waren online ab“, sagt Yildirim, dem trotzdem immer noch etwas fehlte. Eine Basis. Vor einem Jahr hat er diese Basis dann gefunden. Mitten in Eltville, in der Rheingauer Straße betreibt das Unternehmer-Duo eine Weinbar und Vinothek, wo früher Schuhe und Sportartikel verkauft wurden. Freigelegte Wände, ansprechendes Interieur, eine lockere Atmosphäre. Ein Ort, an dem ein gutes Glas Wein schmeckt.
Jetzt wollen Yildirim und Hüsken das Konzept auf das Bundesgebiet ausweiten. Konkret sind Standorte in Hamburg, Berlin und im Rhein-Main-Gebiet geplant. Aber auch seine familiären Wurzeln vergisst der Deutsch-Türke nicht: In der Türkei gebe es eine 3000 Jahre alte Weinbaukultur. Nur in Deutschland sei nicht viel darüber bekannt. „Die Lagen erstrecken sich von der Ägäis bis nach Anatolien. Dort gibt es ganz fantastische Rebsorten“, erklärt Yildirim. Aus der Heimatprovinz seiner Eltern Elazig stammt die Rebsorte Öküzgözü. „Die Türkei ist für ihre Tafeltrauben bekannt. Aber die Weine haben es leider noch nicht über die Landesgrenzen geschafft“, bedauert Yildirim.