Das Rheingold schimmert spärlich bei den Rheingauer...

Im Medelser Rhein, der in Graubünden in den Vorderrhein mündet, sind Goldwäscher ein vertrautes Bild und die Beute ist  reicher als im Rheingau. Foto: Mathias Borm

Mathias Borm berichtet im Rüdesheimer Rathaus von seiner Goldsuche. Eine kleine Ausbeute sei im Fluss zu finden.

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RHEINGAU. Ob es am Regenbogen liegt, der sich auf dem Foto über die Landschaft bei Assmannshausen spannt? Jedenfalls ist der Rüdesheimer Stadtteil der Ort im Rheingau, an dem sich am ergiebigsten Gold finden lässt. Manchmal sei es allerdings mit Quecksilber amalgiert, was am Müll und vermutlich an alten Batterien im Fluss liege, erklärt Mathias Borm in seinem Vortrag.

Auf Einladung der Rheingauer Heimatforscher spricht er im Rüdesheimer Rathaus zum Thema „Rheingold – Goldener Rheingau?“. Dabei geht es diesmal nicht um Nibelungen-Horte, andere Mythen oder die legendären Zolleinnahmen im Mittelalter. Vielmehr stehen geologische Aspekte im Mittelpunkt, von denen Borm ebenso lebendig berichtet wie von den Wasch-Stationen, die er aufbaut.

Funde bei Kaub und Rüdesheim

Imposant wirkt die Assmannshäuser Ausbeute dank Vergrößerung auf einem Bild. Doch bescheiden nimmt sie sich aus, wenn der Vergleich mit der Spitze eines Zahnstochers oder dem Rand einer Centmünze herangezogen wird. „Ein Unbedarfter würde das in der Waschpfanne gar nicht sehen“, sagt Borm über das Fluss-, Wasch- oder Seifengold – die Begriffe seien synonym verwendbar.

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Ein langer Weg mache das Gold kleiner und feiner. Deshalb ist der Eltviller häufig in der Schweiz unterwegs, wo ein Rekord-Nugget 123,1 Gramm auf die Waage brachte. Borm selbst habe sich mal vier Gramm zu einem Dukaten formen lassen. Grundsätzlich habe er Gold in vielen Teilen des Stroms aufgespürt, sei es am Vorder-, Hinter-, am Alpen-, Hoch-, Ober- und schließlich am Mittelrhein.

Borm ist als Goldsucher mit einem Zelt und gelegentlich mit seiner Frau in der Natur unterwegs. „Die Grundausrüstung besteht aus einer Schaufel und einer Goldwaschpfanne“, erzählt er seinen Zuhörern. Geräte wie Hacke, Sieb, Schauglas oder eine einfache Saugpumpe können gegebenenfalls hinzukommen. Fortgeschrittene setzen Goldwaschrinnen ein.

„Riesling, das wahre Gold des Rheingaus“

„Wenn man sich ein bisschen bemüht, geht es schon“, sagt er über Erfolge, die er beispielsweise im heimatlichen Eltville erzielt hat. „Leider zu spät“ sei er aber in Geisenheim dran gewesen und konnte die Baggerarbeiten an der Schönborn’schen Aue nicht mehr ausnutzen. Bei Rüdesheim sei ein gefundenes goldenes Stück Schmuck wesentlich schwerer als die Teilchen aus dem Wasser gewesen. Bei Kaub sei es beim Niedrigwasser im Winter ebenfalls gelungen, Gold aufzuspüren, demnach müsse sich die Verbreitung weit ins Mittelrheintal erstrecken, erzählt Borm weiter. „Echtes Rheingauer Gold“, das nicht der Rhein mitgebracht hat, habe sich Borm an der Wisper gesichert. Beim Vortragsabend herrscht jedoch Einigkeit, dass „Riesling das wahre Gold des Rheingaus“ sei. Dass die Goldwäscherei ehedem mehr als ein Hobby war, verdeutlicht der Aufdruck eines Notgeldscheins aus Karlsruhe: „Gold des Rheins münzten einst die Väter hier; Enkel drucken heute Nullen auf Papier“, reimte man im Inflationsjahr 1923 auf einem kunstvollen 10 000-Mark-Schein.