Alte Häuser erstrahlen in neuem Glanz. Darüber berichten jetzt Bad Schwalbacher Stadtführer in ihren Führungen. Besonders in der Brunnenstraße gibt es viel zu entdecken.
BAD SCHWALBACH. Von seinen Maßen her ist das schmale Haus in der Adolfstraße recht unscheinbar, und Peter Neugebauer ergänzt: „Im Erdgeschoss könnten die meisten von uns mit der Hand die Decke erreichen.“ Und dies, ohne zu springen. Doch der lila gestrichene Sockel, die fliederfarbene Fassade und die Klappläden machen das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert zu einem Blickfang.
Diese Aufwertung des Bad Schwalbacher Stadtbildes hat sich durch Sanierungen in jüngster Zeit ergeben. Solche positiven Beispiele sind die Ziele einer neuen Stadtführung, die Peter Neugebauer mit Gerd Priester leitet. „Alte Häuser in neuem Glanz“ lautet der Titel. Die Renovierungen der historischen Häuser hat der Verein „Ein Herz für Bad Schwalbach“ unterstützt und mit Beratung begleitet.
Schwerpunkt ist die Brunnenstraße
Priester und Neugebauer sind beide im Verein aktiv und kennen daher auch die jüngste Entwicklung genau. Abgesehen vom Kurhaus sind alle Immobilien, die knapp 20 Teilnehmer bei der Führung besuchen, übrigens heute privates Eigentum. Alte Hausnamen tauchen unterwegs auf. Sei es „Der Hirsch“, die „Lilie“ oder die „Drei Kronen“. Oft wechselten die Bezeichnungen im Laufe der Jahrhunderte. Aus der ehemaligen Posthalterei, dem „Haus zum Rappen“, wurde etwa der „Wiener Hof“. Im Kern gehe der Bau auf das 17. Jahrhundert zurück, sagt Neugebauer, doch viel Prägendes stammt aus dem 19. Jahrhundert, einer Blütezeit des damaligen Langenschwalbach. Typisch seien die gusseisernen Säulen am unteren Stockwerk aus jener Zeit. „Altmeister Goethe“ ist allerdings schon 1793 dort abgestiegen.
Weiter führt der Weg durch die Brunnenstraße, die einen Schwerpunkt bildet und zahlreiche Details offenbart. Der Blick richtet sich auf Gesimse, Sprossenfenster und die halbhohen Gitterchen davor. Die Wende zu neuen architektonischen Einflüssen resultierte häufig jedoch aus Bränden, die einen Neuaufbau erforderlich machten. Das gilt für das „Haus Kranich“, das später lange als Naspa-Filiale diente.
Auf den Historismus der Gründerzeit machen Priester und Neugebauer an mehreren Stellen aufmerksam. Fachwerk und Backsteine verschwanden mancherorts unter Verputz. Einige Bauwerke wirkten wie eine „Dame ohne Unterleib“, weil moderne Ladengeschäfte mit Schaufenstern und neuen Sockeln keinen Aufschluss geben über ihre Geschichte. Die erkennt erst, wer zu den oberen Etagen schaut. „Haus Albert“ in der unteren Brunnenstraße gefällt mit Fachwerkbalken in dezentem Grau und gusseisernen Säulen in kräftigem Grün. Bei der Führung werden Einzelheiten erörtert, die Ergebnis des Engagements von Privatleuten und Verein sind. Oberlichter mit Sprossenteilung und Balustraden spielen eine Rolle.
Die Gruppe erfährt zudem, dass die Sanierung des Café Wagner – ehedem „Zum Petersburger Hof“ – durch die des alten Rathauses etwas oberhalb inspiriert war. „Außergewöhnlich ist, dass die strukturierte Fassade bis unter die Trauflinie geht“, erläutert Priester dort. Und wieder fallen die alten Namen: „Hotel de la Poste“ und „Der Wilde Mann“ waren Adressen für das Anwesen, das heute Arztpraxen beherbergt.