Immer mehr Immobilienbesitzer richten die Fassaden ihrer Häuser in Bad Schwalbach neu her, darunter auch Investoren von außerhalb, wie der Besitzer des Alten Rathauses.
BAD SCHWALBACH. Hotel, Gestapo-Quartier und Rathaus – das dreieinhalbstöckige Haus in der Brunnenstraße 53 hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Seit Kurzem zieht das 1849 errichtete Gebäude wieder Blicke auf sich – wegen seiner aufwendig wiederhergestellten historischen Rustika-Fassade. Auffällig sind auch die schmiedeeisernen Laternen, die Eigentümer Florian Hirschmann hat anfertigen lassen. „Vor über 100 Jahren waren an der historischen Fassade solche Lampen dran“, erzählt er.
Bildergalerie
Eigentlich hatte der Rechtsanwalt aus München, der die Immobilie 2006 als Geldanlage erworben hatte, nur das Dach sanieren und die Fassade streichen wollen. Der Verein „Ein Herz für Bad Schwalbach“ hat ihn überredet, sehr viel mehr zu investieren. Mehrere Feinputzschichten sind notwendig, um das Rustika-Profil herauszuarbeiten – eine Technik, die längst nicht jeder Fachbetrieb beherrscht. Auch der historische Bauschmuck wurde rekonstruiert, Rundbögen wurden eingebracht und Gesimsschienen ergänzt.
„Jetzt ist es ein herrschaftliches Haus“, sagt Hans-Georg Böcher anerkennend. Der Vorsitzende des Vereins „Ein Herz für Bad Schwalbach“ kann inzwischen auf etwa ein Dutzend Objekte verweisen, deren Sanierung der Verein beratend begleitet, oft erst angestoßen und teils auch mit einem Zuschuss gefördert hat.
Beim Alten Rathaus ist man dem Eigentümer etwa beim Aussuchen der Lampen behilflich gewesen und hat den Bauherrn im Dialog mit der Denkmalpflege unterstützt. „Das war sehr hilfreich und pragmatisch“, lobt Hirschmann die Kooperation mit dem Verein. Besonders glücklich ist er über die Fassadenfarbe, ein pudriger Eierschalenton. Auch dem Nachbarn wenige Häuser weiter hat diese Optik gefallen: Das Café Wagner habe inzwischen denselben Farbton, wie Böcher hervorhebt. Das zeige, wie positive Beispiele Schule machen. Neu hergerichtet wird auch die Nummer 47, das ehemalige „Haus zum Rappen“. Dort ist Böchers Vereinskollege Frank Riedel Bauherr.
Anerkennungsbetrag vom Fachbeirat
Eine Rustika-Optik über drei Fassaden sei selten, hebt Böcher hervor, meist sei nur das untere Stockwerk besonders gestaltet gewesen. Entsprechend teuer war die Sanierung. Knapp 300 000 Euro habe er investiert, sagt Hirschmann, das sei ein stolzer Betrag „für eine Schönheitsgeschichte“. Er ist sich bewusst, dass er damit auch etwas für das Stadtbild tut. Dass es gut aussieht, sei aber auch ihm persönlich wichtig gewesen, „das ist ja auch für die Vermietung positiv“. Ein halbes Dutzend Wohnungen, ein Laden und zwei Arztpraxen sind in dem ehemaligen Hotel vermietet, das ursprünglich „Zum Quellenhof“ und ab 1937 „Alte Post“ hieß. Von 1947 bis 1992 war es das Rathaus der Kurstadt. Dass auch externe Investoren „ein Bekenntnis zur Stadt“ leisten, freut den Vereinsvorsitzenden. „Wir wollen die Marke als Bäderstadt neu beleben.“
Der Fachbeirat des Vereins habe Florian Hirschmann als Anerkennung einen Förderbetrag zugesprochen. Ob der Investor arm oder reich sei, spiele dabei eine untergeordnete Rolle. „Wichtig war uns, dass er an die Zukunft des in die wirtschaftliche Depression geratenen, einstigen Badeortes glaubt und in eine bereits erworbene und bestens vermietete Immobilie sechsstellig investiert hat.“