Bad Schwalbacher Studentin zum Praktikum in Burkina Faso

Die Schülerinnen müssen auch die Klassenzimmer im Operndorf fegen.Foto: Marie Becker  Foto: Marie Becker

Die Verbindungen zwischen dem westafrikanischen Burkina Faso und Bad Schwalbach werden weiter gestärkt. Zum fünften Mal hat der in Hettenhain lebende orthopädische Chirurg...

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OUAGADOUGOU / BAD SCHWALBACH. Die Verbindungen zwischen dem westafrikanischen Burkina Faso und Bad Schwalbach werden weiter gestärkt. Zum fünften Mal hat der in Hettenhain lebende orthopädische Chirurg Etienne Heijens gerade eine Hilfsmission nach Ougadougou organisiert, um dort Menschen zu operieren, damit sie ihre Familien wieder ernähren können. Der von ihm gegründete Verein „Orthopädische Hilfe für Afrika“ wird seit Jahren von den Schülern der Nikolaus-August-Otto-Schule unterstützt.

Nun hat mit Marie Becker eine ehemalige Abiturientin die Mission begleitet, um mehrere kurze Praktika in Burkina Faso zu absolvieren. „Ich habe vieles sehen können, was ich unter normalen Umständen nicht gesehen hätte“, berichtet die Studentin der Soziologie und Erziehungswissenschaften. Etwa, wie ruhig es in dem von Christoph Schlingensief initiierten Operndorf ist, wenn Schulkinder und -bedienstete nach Hause gegangen sind. Denn während die Schule und die Krankenstation fertiggestellt sind, fehlt das zentrale Festspielhaus noch.

Sehr große Zahl von Schülern in Klassen

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„Ich war beeindruckt von den geringen Mitteln, mit denen dort gearbeitet wird. Die Kinder hatten ein Heft, eine Dose mit drei oder vier Stiften, und wenn es hochkommt, einem Lineal“, berichtet Marie Becker. Auch wenn die Klassen mit rund 40 Schülern für afrikanische Verhältnisse vergleichsweise klein seien, habe sie außerdem die Disziplin überrascht. „Während die Kinder eine Aufgabe gelöst haben, war die Lehrerin eine halbe Stunde draußen. Ich war die ganze Zeit über in Alarmbereitschaft, aber die sind alle still geblieben“, fügt die 19-Jährige hinzu. Ein weiteres Kurzpraktikum in einem französischen Lycée in der Hauptstadt Ougadougou gibt ihr den direkten Vergleich mit einer besser situierten Schule. Bei einem Besuch der Hilfsorganisation Ampo, die von der nach Burkina Faso übergesiedelten Katrin Rohde gegründet worden ist, hilft sie beim Korrigieren der Übersetzungen der Briefe von Waisenkindern. In diesen Schreiben liest sie, dass diese zum Teil mit 120 Kindern in einer Klasse sind. Mit Ginette, einer Mitarbeiterin von Ampo, sieht sie sich auch die Universität von Ougadougou an und nimmt auf dem Weg an einem großen Freiluft-Gottesdienst zum Beginn der Passionszeit teil. Während des Aufenthalts im Operndorf erhält sie sogar Einblick in die Bestattungskultur, weil sie zur Beisetzung des Bruders der Schulköchin eingeladen wird. „Es ist dort anscheinend eine Angelegenheit der Gemeinschaft. Die Köchin hat mich am nächsten Tag gleich erkannt und sich bedankt, dass ich dabei war“, berichtet Marie Becker.

Die Arbeit einer deutschen Konfliktsoziologin, die das Engagement junger Oppositioneller und die Situation im Minenbau dokumentiert, lernt die Studentin nur kurz kennen. Eine Erkrankung fesselt sie ans Bett. Ob es sich um eine aus Deutschland eingeschleppte Grippe handelt oder die Ansteckung vor Ort erfolgt ist, ist noch unklar. Die übrigen Mitglieder der Mission sind jedenfalls gesund geblieben und die 19-Jährige ist in Behandlung bei einer Tropenmedizinerin.

Erneute Reise kann sie sich durchaus vorstellen

„Ich hatte trotzdem eine super Zeit, die mich vor allem persönlich weiter gebracht hat“, resümiert Marie Becker. Toll sei es auch gewesen, die 36 während der Mission operierten Personen bei ihren ersten Schritten zu sehen. Auch wenn sie das Erlebte erst einmal verarbeiten müsse, so könne sie sich doch gut vorstellen, sich in Zukunft für die gastfreundlichen Menschen in Burkina Faso zu engagieren. Auf die Frage, ob sie wieder kommen werde, habe sie jedenfalls stets mit Ja geantwortet.