Im Mai 1892 nahmen die ersten beiden Diakonissen ihre Pflegetätigkeit im damaligen Langenschwalbach auf. Die Gründe, die den dortigen Pfarrer Giesse dazu veranlasst hatten,...
BAD SCHWALBACH. Im Mai 1892 nahmen die ersten beiden Diakonissen ihre Pflegetätigkeit im damaligen Langenschwalbach auf. Die Gründe, die den dortigen Pfarrer Giesse dazu veranlasst hatten, für einen Diakonissenfonds zu sammeln, lesen sich wie eine Beschreibung aus unserer Zeit: Die steigende Lebenserwartung, die Fortschritte in der Medizin und die wachsende Anzahl Alleinstehender hatten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine steigende Zahl Pflegebedürftiger hervorgebracht.
Mit 600 Mark Spenden von Gemeindemitgliedern sowie 1926 Mark von meist amerikanischen Kurgästen ließ die Evangelische Kirchengemeinde eine alte Pfarrscheune in der Adolfstraße 141 abreißen und baute das „Diakonissen-Heim“, das im Mai 1895 eingeweiht wurde. Die Schwestern wohnten im Dachgeschoss über einem Versammlungsraum für kirchliche Zwecke. Sie kamen erst aus Frankfurt, später aus dem Wiesbadener Paulinenstift, waren unermüdlich im Dienst und nahezu immer verfügbar.
Frage der Finanzierung stellte sich immer wieder
Auch wenn sich Gesundheitswesen und Pflege seit damals gewaltig verändert haben: Es ziehen sich rote Fäden durch die Geschichte der Diakoniestation Bad Schwalbach, die seit der Fusion 1996 Diakoniestation Bad Schwalbach/Schlagenbad heißt. Das ist zum einen der Spagat, trotz hoher Belastung Zeit für ein Plus an christlicher Zuwendung zu finden. Zum anderen ist es die Frage der Finanzierung, bei der Spenden allezeit eine große Rolle gespielt haben. Mal verschaffte eine Erbschaft der Einrichtung finanziell Luft, mal drohte wieder das Aus.
1903 wurde ein Verein zur Verwaltung des Vermögens gegründet, 1907 konnte ein neues Diakonissenhaus in der Gartenfeldstraße gebaut werden. Im Ersten Weltkrieg ging das Vermögen verloren, kompensiert wurde dies durch mehr Mitglieder und mehr Beiträge. 1969 wurde die Station an die Kirchengemeinde übertragen und der bis heute bestehende Verein der Förderer der Diakoniestation der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Schwalbach gegründet. Ein von den beiden Kommunen bezuschusster Zweckverband, in dem alle beteiligten Kirchengemeinden Verantwortung übernahmen, führte nach der Fusion mit Schlangenbad 1996 die Geschäfte. Vor dem Hintergrund einer sich zuspitzenden Finanzsituation löste sich der Verband 2015 auf, nicht ohne dafür zu sorgen, dass die fast 125-jährige Geschichte der Gemeindeschwestern in Bad Schwalbach fortgeführt wird. Seit Juli 2015 arbeiten die Schwestern der Station unter dem Dach eines neuen kirchennahen Trägers – der Gesellschaft für Diakonie- und Sozialstationen mbH (GfDS), die ein Sanierungskonzept verfolgt.
Zeit für ein persönliches Gespräch
Heute versorgen etwa 30 Mitarbeiter um Stationsleiterin Manuela Hamata Patienten in 15 verstreuten Orten, was teils weite Fahrstrecken bedeutet. Sie benutzen ein Dienst-Smartphone und stecken im engen Korsett der Kostenträger. Von der Landeskirche finanzierte „diakonische Zeiten“ ermöglichen aber auch heute noch manches persönliche Gespräch oder auch ein Gebet.