Matthias Rudolf will Bürgermeister von Aarbergen werden. Der 51-Jährige möchte die Substanz erhalten und die Gemeinde zusammen mit Gremien und Bürgern weiterentwickeln.
AARBERGEN. 30 Jahre war Matthias Rudolf in der Kreisverwaltung tätig, zuletzt in leitender Funktion unterhalb der politischen Führungsebene. Einem halben Dutzend Landräten hat er in der Zeit zugearbeitet, hat „viel Gutes und viel Murks“ erlebt. Jetzt möchte der gebürtige Kettenbacher zum Bürgermeister in Aarbergen gewählt werden, um selbst zu gestalten.
Bildergalerie
„Ich sehe mich nicht als Verwalter, sondern als Aktivposten“, definiert der parteilose Kandidat von SPD und CDU sein Amtsverständnis. Zusammen mit den gemeindlichen Gremien und allen interessierten Bürgern wolle er die Gemeinde weiterentwickeln.
Demografischer Wandel „dickes Zukunftsthema“
„Transparentes Handeln und eine von Dialog geprägte Kommunikation“ hält der 51-jährige Verwaltungsbetriebswirt für „eine Selbstverständlichkeit“. Er wünscht sich „eine aktive Verwaltung, die nicht nur umsetzt, was von der Gemeindevertretung kommt, sondern auch mit dem Bürgermeister gemeinsam initiativ wird“. Schwerpunkte sind für Rudolf Ausbau und Sicherung der Infrastruktur, ohne die die Gemeinde nicht attraktiv bleibe, sowie der Erhalt all dessen, was die Gemeinde lebenswert macht (Schulen, Vereinsleben, Traditionen).
Er möchte finanzierbare Flächen zur Weiterentwicklung von Handwerk und Gewerbe ausweisen. Er wolle sich dafür stark machen, dass man bei der Versorgung mit schnellem Internet nicht abgehängt werde. Für die Kommune alleine sei das schwierig, räumt er ein. Doch über Netzwerke und den Kreis könne man ansetzen, um „Druck dahinter zu bringen“.
Auch der demografische Wandel sei ein „dickes Zukunftsthema“. Man müsse sich Gedanken machen, wie man dafür Fachpersonal bei der Stange und auf dem Land halten könne. „Ausbildung ist ganz wichtig, auch seitens der Gemeinde.“ Mehrgenerationenprojekte möchte Rudolf anstoßen und sich dafür einsetzen, dass möglichst viele Aarbergener bis ins hohe Alter daheim leben oder in barrierefreie Wohnungen umziehen könnten.
Voraussetzung für all das sei eine solide Haushaltsführung. Rudolf weiß, dass die aktuell ordentliche Finanzsituation auch eine Folge überall sprudelnder Steuereinnahmen ist. Angst vor dem Sparen hat er aber nicht: „Ich habe im Kreishaus schon Bleistifte abgezählt.“ Als große Brocken stünden freilich bereits das neue Rathaus und das Bürgerhaus Rückershausen „im Auftragsbuch des neuen Bürgermeisters“. Da müsse man sehen, was man an Fördermitteln generieren könne, um etwa auch noch Straßen sanieren und Ortskerne entwickeln zu können. Beim Wiederaufbau des Bürgerhauses müsse man beachten, dass Finanzrahmen und Vereinswünsche übereinkommen, zumal sich die Bedarfe der Vereine inzwischen verändert und die Mitgliederzahlen verringert hätten.
Den Bau von Windkraftanlagen befürwortet Rudolf, „aber nur, wenn die Gemeinde es selbst macht und von den Einnahmen profitiert“. Zurzeit macht der Kandidat Hausbesuche, lädt mit Unterstützung von CDU und SPD zu Gesprächsterminen ein, um sich noch mehr Aarbergenern persönlich vorzustellen. Vielen sei er ohnehin bekannt, etwa auch vom Kerbejubiläum in Kettenbach, das der Ex-Kerbeborsch mitorganisiert hat, sowie als Mitglied in Vereinen.
Im Falle seiner Wahl will der Vater einer erwachsenen Tochter mit seiner Frau und den zwei Hunden erst mal im 20 Autominuten entfernten Diez wohnen bleiben. Zu seinem Hobby Fahrradfahren kommt er im Wahlkampf nicht. 2018 hat er sich aber einen Traum erfüllt und ist alleine knapp 1500 Kilometer nach Südfrankreich ans Meer geradelt. Ausgleich zum Bürojob findet er zudem beim Holzhacken für die Heizung.
Im Kreishaus hat Rudolf seine Ausbildung gemacht und Angebote zur Fortbildung genutzt. Als Leiter des Flüchtlingsdienstes und später des kommunalen JobCenters hat er an Brennpunkten gewirkt. Seit 2015 ist er als Geschäftsführer der Lebenshilfe Rheingau-Taunus für gut 100 Mitarbeiter zuständig und für doppelt so viele Behinderte engagiert. „Das ist schön mit den Leuten, die sprechen immer alles direkt an“, sagt Rudolf. So ähnlich wünscht er sich das auch, wenn er zum Bürgermeister gewählt wird.