Über vier Tage hat sich das Panroder Reitturnier Ende Juli erstreckt, mit 990 Nennungen ist es die größte Veranstaltung dieser Art im Rheingau-Taunus-Kreis. Sogar Aktive aus...
PANROD. Über vier Tage hat sich das Panroder Reitturnier Ende Juli erstreckt, mit 990 Nennungen ist es die größte Veranstaltung dieser Art im Rheingau-Taunus-Kreis. Sogar Aktive aus den Vereinigten Arabischen Emiraten waren am Start. Nicht nur wegen der Panroder Reitertage ist die Ortschaft eine Hochburg des Pferdesports, am Wochenende 23. und 24. September werden mehrere Jubiläen gefeiert.
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Seit 70 Jahren besteht der Reit- und Fahrverein (RuF) Panrod, 80 Turniere hat er in seiner Geschichte ausgerichtet und seit 40 Jahren ist er am Berghof ansässig. In den 30 Jahren davor wurde überwiegend dort geritten, wo sich heute der Sportplatz und die Palmbachhalle befinden – einige teils kuriose Zwischenlösungen gab es ebenfalls. Nicht nur sonntägliche Reitstunden auf dem alten Gelände prägten die Anfänge.
Teilweise kamen rund 2000 Zuschauer
Große Reiterfeste mit Gottesdienst, Blasmusik, Umzug und Reiterball waren keine Seltenheit, teils kamen rund 2000 Zuschauer. Recht bald nach der Gründung richteten die Panroder mit dem Breithardter Reitverein sogar Turniere auf den Golfwiesen in Bad Schwalbach aus. Formationsreiten mit Quadrillen mit bis zu 24 Pferden, Jagdspringen, Geländeritte und akrobatische Schaunummern zählten zu den Darbietungen.
Dass zugleich Zug- und Fahrprüfungen zum Programm gehörten, weist darauf hin, dass die Pferde nach Sport und Show am Samstag wochentags in Land- und Forstwirtschaft im Einsatz waren. Geritten wurde in schwarzen Hosen, weißen Jacken und mit Schirmmützen. Selbst ohne Verein war das Reiten in der Umgebung schon in der Vorkriegszeit beliebt, erklärt der seit 1977 amtierende Vereinsvorsitzende Dieter Hertling. Eine wichtige Rolle spielte der Reitlehrer und Pferdehändler Wilhelm Crecelius.
In schwieriger Besatzungszeit glückte dann im Frühjahr 1947 die Vereinsgründung. Doch Hertling verschweigt nicht, dass zwischen frühen und aktuellen Glanzzeiten magere Jahre lagen: Er spricht vom „Dornröschenschlaf“, die Vereinschronik von der „Pferdedämmerung“. Die senkte sich in den 1960er Jahren nieder, als Traktoren die Pferde immer mehr aus der Landwirtschaft und damit aus den Dörfern verdrängten.
„In ganz Panrod gab es noch drei Pferde. Es wurde überlegt, den Verein aufzulösen“, berichtet Hertling. Doch einige Mitglieder hielten durch und nutzten in Ketternschwalbach einen Hühnerstall zum Reiten. Es setzte ein neuer Aufschwung ein, der sich etwa bei den Fuchsjagden beobachten ließ, einem Stück Brauchtum mit springendem und nicht springendem Feld, Bügeltrunk, Bläsergruppe und Erbsensuppe.
Doch der Verein brauchte Infrastruktur, der Kampf um Genehmigungen gestaltete sich zäh. Gebaut werden durfte schließlich am Berghof, einem Aussiedlerhof. Nach dem Platz entstand eine 1979 eingeweihte Reithalle. 46 Helfer investierten seinerzeit 4000 Arbeitsstunden in das Projekt. Von späteren An- und Umbauten ist die der Turnierplätze 2007/2008 markant. Natur-Hindernisse wie Wassergraben, „Pulvermanns Grab“ und „Winkel-Billard“ verschwanden, doch seither sind auch S-Springen in Panrod möglich.