„Die Hundwerker“: Vortrag zum Start des neuen...

Dagmar Weyerhäuser (rechts) und Annette Lipfert mit ihren Hunden.  Foto: Die Hundwerker  Foto: Die Hundwerker

„Ich zeige extra fiese Fälle, um die Beziehungsstrukturen zu betonen“, erklärte Michael Grewe beim ersten Fachvortrag in der neuen Anlaufstelle „Die Hundwerker“ zu...

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WALLAU. „Ich zeige extra fiese Fälle, um die Beziehungsstrukturen zu betonen“, erklärte Michael Grewe beim ersten Fachvortrag in der neuen Anlaufstelle „Die Hundwerker“ zu seinen Kurzfilmen und Fotos. Zwei Stunden fesselte der Hundetrainer und Ausbilder fast 40 Frauen und Männer aus 50 Kilometer Umkreis, die ohne ihre Hunde dicht an dicht den Raum füllten. Dass gleich der Start ihres Beratungsangebots so viele Besucher begeisterte, freute die „Hundwerkerinnen“ Dagmar Weyerhäuser und Annette Lipfert.

Leckerli-Methode ist kontraproduktiv

Grewes Vortrag zur idealen Hund-Halter-Beziehung verdeutlichten Bilder von Hunden in „krasser Entgleisung“. Sie zerrten zum Beispiel wild kläffend an der Leine, rissen dabei fast ihren Menschen um oder schnappten nach ihm, griffen Zähne fletschend andere Hunde an oder blickten beim Ballspiel irre. „Der Mensch trägt die alleinige Verantwortung“, betonte Grewe, dass nie das Tier schuld ist, wenn der Titel seines Vortrags zutrifft: „Mein Hund nimmt mich nicht ernst.“ Ihn erstaune im Gegenteil oft, wie viele Hunde sich sozial gut angepasst, freundlich und unauffällig verhalten, obwohl ihre Halter „alles falsch machen, was man falsch machen kann“. Weil sie missachten, was Grewes Kernaussage war: „Der Mensch muss sich gegenüber dem Hund abgrenzen und darf ihn nicht permanent in den Mittelpunkt stellen.“ Denn wie die Beziehung eines Erwachsenen zum Kind könne die zum Hund nie „symmetrisch“, also „partnerschaftlich auf Augenhöhe“ funktionieren. „Welpen müssen wie Kinder lernen“, was falsch und richtig ist. Anders als beim Kind, zu dem sich die Beziehung, wenn es erwachsen wird, „bei guter Basis in eine symmetrische“ wandeln kann, gilt das nie bei Hunden. „Zwischen Mensch und Hund kann die Beziehung nur komplementär sein“, weil der Mensch den Hund bis zuletzt anleiten und in seinem Verhalten „steuern“ muss.

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Nein, ein Welpe sei nicht leichter zu erziehen und die Leckerli-Methode kontraproduktiv, widerlegte Grewe Fehlannahmen. „Ein Hund aus dem Tierheim zeigt, wie er tickt.“ Ein „süßer Welpe“ verleite eher dazu, nicht zu klären, wer die Leitung hat. Die benötigen Hunde aber, um sich zufrieden und erfüllt zu fühlen. „Stellt euch vor, ihr lauft durch die Stadt und plötzlich schreit euch ein anderer Mensch an: ‚Ich stech dich ab‘“, verdeutlichte Grewe das absurde Verhalten. Welpen, unfolgsamen, aggressiven, unsicheren, ängstlichen oder unkontrolliert jagenden Hunden helfe nur „Schluss mit lustig“. Im Ernstfall versage die Um- und Ablenkung mit Sitz, Futter und Spiel. Egal in welchem Alter des Hundes dürfe der Halter „erst ja sagen, wenn der Hund das Nein aushält“ und Fehlverhalten konsequent korrigieren: „Kein Ball, Leckerli und Gequietsche mehr“, riet Grewe jedem, die eigene Führungsrolle „zu belegen“ und den Hund artgerecht mit Stimme, Hand und Blicken zu belohnen.