Der Filmemacher Uli Stühlen dreht und zeigt Spiel- und Dokumentarfilme. Die Zuschauer können die Massenheimer Drehorte wiedererkennen.
MASSENHEIM. Wer den Abend mit Massenheimer Spiel- und Dokumentarfilmen von Uli Stühlen in der Sport- und Kulturhalle verpasst hat, kann fast alle Filme trotzdem angucken. Zwei Stunden lang fesselten im vollen Clubraum neun Filme zum 1200-Jahre-Ortsjubiläum Erwachsene und Jugendliche. Sieben der knapp drei bis gut 26 Minuten langen Filme zeigt der Software-Entwickler und Filmemacher auf seiner Website www.pumago.de.
Abwechslungsreiche Handlungen
Nur das Ballettvideo „Doub Des Deux“ und die Komödie „Moiner“, die den Abend krönten, fehlen vorerst, da sie noch in Wettbewerben laufen. Fast zeitgleich mit den Massenheimern begeisterte „Moiner“ das Publikum beim Bundesfilmfestival in Bayern. Das erzählte Stühlen mit dem Bad Camberger Schauspieler und Sprecher Franz Hofmann nebenbei. Sie arbeiten seit sechs Jahren als mehrfach auf Regional-, Landes- und Bundesebene preisgekröntes Duo zusammen.
Die Zuschauer im Clubraum faszinierten nicht nur die ganz unterschiedlichen Handlungen und Genres, für die außer Hofmann Stühlens Frau Roswitha und die junge Hattersheimerin Lena-Marie Bono immer neue Charaktere spielten. Mit Bono als Prostituierter, die mit überraschenden Folgen einen Notar verwirrt, sorgten sie auch für den Erfolg von „Rosa Zeiten“. Dazu kamen zum Beispiel im verstörenden „Seelenfänger“ die Mainzerin Veronika Dykes oder in „Moiner“ der bekannte Schauspieler Prashant Probhakar Jaiswal als indischer Investor. Zusätzlich reizvoll war jeder Film für die Massenheimer, weil sie fast alle Drehorte wiedererkannten: Straßen, Läden, Gastwirtschaften und Anlagen wie die Schrebergärten und den Fischteich des ASV. Auch, wo der witzig verwickelte „Weingut Müller“-Verkauf in „Moiner“ wirklich ablief, entlarvte das Publikum schnell: in Uwe Schreibers Weingut und Otto Völkers altem Weinkeller.
Die erste Dokumentation stimmte als ältester Film wehmütig. Noch bei der Arbeit an einem Geländer erzählte Karl Henrich vor der Aufgabe der Schlosserei, wie er sie aufbaute, Jahrzehnte lang mit bis zu vier Angestellten betrieb und Lehrlinge ausbildete. Die andere Doku zeigte und erklärte, wie Hufschmied Franz Georg Pferde pedikürt und beschlägt. Er stellte auch den monströsen Pickup, der im Gruselthriller „Profilkrise“ ein Mädchen quer durch Massenheim in die Fänge des Teufels trieb und bis zur Kastration eines Fremdgehers verdeutlichte, wie perfide das weltweite Netz Informationen sammelt und missbraucht. Mit der Schlosserei als Werkstatt bezauberte „Erbsen und Möhren“. Der pfiffige Film verriet, wer Wiesbadens Nerobergbahn erfand: die Frau des Ingenieurs mit leeren Gemüsedosen, Seil und Wasser auf ihrem Tisch. Ebenso witzig führte der Krimi „Amerika“ durch den Ort. Da raubten zwei Mädchen Bohrmanns Bäckerei aus, ergaunerten ein fürstliches Mahl in der Straußwirtschaft Kahl, stahlen ein Cabrio und brausten ans Meer, um ein Schiff zu kapern.