Keltisches Lichtfest Imbolc

Der Gaukler, Zauberer und Jongleur Timelino aus Haßloch sorgt für Spaß und Staunen.

Die Zutaten für das Eröffnungsritual des keltischen Lichtfestes Imbolc lagen am Freitagabend neben den lodernden Flammen eines Holzfeuers schon bereit. Fackeln, eine Trommel,...

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MASSENHEIM. Die Zutaten für das Eröffnungsritual des keltischen Lichtfestes Imbolc lagen am Freitagabend neben den lodernden Flammen eines Holzfeuers schon bereit. Fackeln, eine Trommel, Beifußzweige, ein Krähenflügel, glänzende Steine und Stöckchen versprachen ein aufwändiges Geschehen. Doch Ole, der keltische Druide, musste noch warten. Nicht er sprach am 20. Januar die Eröffnungsworte zum dritten Massenheimer Lichtfest Imbolc.

Der Gaukler, Zauberer und Jongleur Timelino aus Haßloch sorgt für Spaß und Staunen.
Christian Eckert erklärt und präsentiert mittelalterliche Kampfkunst mit rekonstruierten Schwertern, Messern, Dolchen und Schilden.
Ole, der Druide eröffnet das Lichtfest Imbolc: „Brigid erwache, Lug erwache. Es herrsche Liebe und Frieden auf der ganzen Welt“.
Vereinsvorsitzender Alexander Mehr (am Mikrofon), Stadtverordnetenvorsteherin Claudia Weltin, Bürgermeister Dirk Westedt und der Chor Schräglage Massenheim bei der Begrüßung der Gäste.
Wolfgang Stichel pustet Sauerstoff mit dem Blasebalg in den mit Eisenspänen, Holz und Holzkohle gefüllten Rennofen. 1.200 Grad sind erforderlich, um Eisen weich zu machen und von den Mineralien zu befreien.
Frühlingsgöttin Brigid bescherte Schnee und Weihnachtsmarkt-Atmosphäre auf dem Lichtfest der Kelten.

Alexander Mehr, der erste Vorstand des Kultur-, Kelten- und Imbolc-Vereins Massenheim e.V., begrüßte die Gäste, erinnerte an zwei Jahre Coronapause und dankte den vielen ehrenamtlichen Helfern. Er ermunterte die Besucher, alle brennbaren Abfälle mitsamt den Servietten einfach ins Feuer zu werfen. An mehreren Stellen des Festgeländes neben der Sport- und Kulturhalle brannten bereits die Feuer mit den groben Holzscheiten.

Bürgermeister Dirk Westedt, an seiner Seite Stadtverordnetenvorsteherin Claudia Weltin, erwähnte die gerade erworbene Gemeinnützigkeit des Vereines, lobte die liebevolle Gestaltung des Festes und stellte fest: „Die Massenheimer feiern gern.“

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Der Druide Ole konnte nun beginnen und erklärte erst einmal die Bedeutung von Ritualen und den Festen, die gerne zu solchen Anlässen gefeiert werden. Wie zum Beispiel das Lichtfest Imbolc, das erste der acht keltischen Jahreskreisfeste. Er sah beeindruckend aus in seinem großen, weißen Gewand und dem echten Bart, während er den Gott des Lichtes Lug und die Göttin des Frühlings Brigid begrüßte. Die muss etwas falsch verstanden haben, es begann nämlich zu schneien und hörte erst am nächsten Tag wieder auf. Umgeben von wehenden Schneeflocken forderte er die Götter der nicht sichtbaren Welt in allen vier Himmelsrichtungen auf, für gute Ernte, Frieden und Liebe zu sorgen. Als Gegenleistung opferte er den Geistern der Ahnen mehrere große Zweige Beifuß und ließ sie in den Flammen vergehen.

Inzwischen hatte sich der gemischte Chor Schräglage Massenheim in seinen mittelalterlichen Kostümen unter dem Dach der Bühne eingefunden. Das erste Stück, ein lateinischer Hymnus aus dem Jahr 809, der mit den Worten „Veni creator spiritus“ beginnt, erinnerte auf eindrucksvolle Weise an die gregorianischen Gesänge mittelalterlicher Mönche. Der anspruchsvolle Kanon „Du bist min“ aus dem Jahr 1180 folgte, nach „Ich stand auf hohem Berge“ von 1544 sangen die Frauen und Männer in bekannt hoher Qualität noch fünf moderne Lieder mit dem Höhepunkt „Imagine“ von John Lennon.

Das Wetter verwandelte inzwischen das Frühling-Erwache-Fest in eine Art Weihnachtsmarkt. Zwischen den zeitgenössisch Gekleideten waren auch immer wieder Leute in keltischen Gewändern, teils mit weiten ärmellosen Umhängen. Sie spazierten, tranken beispielsweise in der Weinegg-Taverne, aßen vom Futtertrog, genossen Apfelkringel von Gott Abellio oder naschten am Bart von Teutates (besser bekannt als Zuckerwatte). Linseneintopf und Kartoffelpuffer, Spezialitäten von der Kaffeerösterei, Pakora von der Seidenstraße und heißer Met aus der Spelunke wurden serviert. Wer wollte, konnte neben Kaffee und Wein auch Whisky und Schnaps probieren oder für Sauberkeit mit Naturseifen sorgen. Die Jugendarbeit Hochheim um Petra Pfeffermann hatte sich im kleinen Pavillon eingerichtet. Die mehr oder weniger jungen Kids hatten Spaß mit Holzspielen, beim Basteln von Holzamuletten oder sie passten auf, dass aus dem Teig über dem Feuer keine Kohle, sondern leckeres Stockbrot wurde.

In Brennöfen aus Stroh und Lehm verwandelten schon die Kelten vor 2.700 Jahren eisenhaltiges Gestein in Roheisen, das dann vom Schmied in die jeweils gewünschte Form gebracht wurde. Mangels Mineralerz füllte Wolfgang Stichel nun Metallspäne von einer Drehbank in den rudimentären Hochofen. Bio-Holzkohle unterstützte die Holzscheite und sehr viel Sauerstoff musste mit den Blasbalgen in den Ofen gepustet werden. Am nächsten Tag hatten sich dann tatsächlich die Metallspäne bei 1.200 Grad in einen Eisenklumpen verwandelt.

Drei Bands hatte der Massenheimer Verein für das Fest gebucht. Zur jeweils passenden Zeit spielten abends „Tincers Coin“, „Pint Size Company“ und „Rovin‘ Folk“ schwungvolle Folkmusik.

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Am Samstag, nachdem der Schnee von den Bänken geräumt war, ging das durchaus anspruchsvolle Programm weiter. Alexander Hartmann hielt einen interessanten Vortrag über die archäologischen Ausgrabungen von vor einem Jahr in einer Siedlung der Michelsberger Kultur. Diese Siedlungsepoche aus der Jungsteinzeit hat allerdings nichts mit den Kelten zu tun. Letztere traten erst Jahrtausende später ab 800 vor Christus auf den Plan. Die Hochheimer Siedlung war durch Luftaufnahmen entdeckt und mittels einer Magnetometerprospektion bestätigt worden. Vor der Freigabe für die Bautätigkeiten gegenüber dem Sanupark wurden die Reste und Spuren der Häuser, Gräben und Gruben von den Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen ausgegraben. Dabei fand man auch das Skelett einer vor 6.500 Jahren mit dem Gesicht nach unten beerdigten Frau. Sie war etwa 24 Jahre alt geworden und 164 cm groß.

Anschließend unterhielt der Gaukler, Zauberer und Feuerartist Timelino die inzwischen in großer Zahl eingetroffenen Besucher. Vor allem die Kinder hatten ihren Spaß, wenn er Dinge auftauchen oder verschwinden ließ, wenn er mit Bällen, Messern und brennenden Fackeln jonglierte.

Christian Eckert, Leiter der Hochheimer Academy für moderne und historische Kampfkunst, präsentierte eindrucksvoll mittelalterliche Kampfkunst. Mit rekonstruierten und durchaus gefährlichen Waffen wie Schwertern, Messern und Dolchen erklärte und zeigte er die Griffe und Bewegungen, zum Teil auch mit Kämpfern in schwarzer Vollkörper-Schutzkleidung.

Abends wurde der Rennofen geöffnet. Die Freude war groß. Im Gegensatz zur letzten Vorführung befand sich im Ofen nun tatsächlich ein echter Klumpen Eisen. Solches Roheisen wurde dann am Amboss mit dem Hammer weiterverarbeitet, also geschmiedet, auch bereits bei den Kelten.

Den Abschluss des gelungenen und von den Massenheimern und Hochheimern gut angenommenen Festes bildete eine eindrucksvolle große Imbolc-Feuerzeremonie. Bestimmt wird es bald weitere keltische Feste geben, der ausgesprochen ehrgeizige und aktive Massenheimer Keltenverein wird dafür sorgen. Erwähnt werden sollte noch, dass diese Events erst durch viele freiwillige Helfer und Sponsoren wie Mainova und die Taunus Sparkasse ermöglicht werden.