Fahrt nach Brügge und Gent

Die Jahresklasse 1954/55 mit ihrer Stadtführerin auf dem Sint Baals Platz in Gent. Foto: Jahresklasse 1954/55
© Jahresklasse 1954/55

(am). Eine Pizza zum Frühstück wäre sicherlich für einige der 25 Kameradinnen und Kameraden der Jahresklasse 1954/55 eine neue Erfahrung gewesen, aber Luigi hatte noch zu,...

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HOCHHEIM/GENT. (am). Eine Pizza zum Frühstück wäre sicherlich für einige der 25 Kameradinnen und Kameraden der Jahresklasse 1954/55 eine neue Erfahrung gewesen, aber Luigi hatte noch zu, als der Bus um 8 Uhr vom Weiher in Richtung Belgien startete. Wegen Corona mussten die reiselustigen Rentner drei lange Jahre auf ihren „65er“ Ausflug warten, doch am 11. Mai 2023 war es dann endlich so weit. Die fehlende Pizza ließ sich leicht verkraften, denn schon nach zweistündiger Fahrt gab es das traditionelle Hochheimer Frühstück mit Weck, Worscht und Sekt.

Genussreiches Bier mit vielen Umdrehungen

Das Highlight des ersten Abends in Brügge war die Bierprobe im Halven Maan (Halbmond), der ältesten lokalen Brauerei. Das leckere Bier Brugse ZOT ist sehr zu genießen, allerdings mit dem nötigen Respekt. Die geschmacksverstärkenden 7 bis 11 Prozent Alkohol lockern Zunge und Geist ungewohnt fix.

Zum nachhaltigen Wachwerden am nächsten Morgen half das erfrischend kühle und regnerische Wetter während der Stadtführung durch die Altstadt von Brügge, der Hauptstadt Westflanderns. Die einstige Handelsmetropole mit direktem Zugang zur Nordsee war Mitte des 15. Jahrhunderts die reichste und die zweitgrößte Stadt Europas hinter Paris. Danach herrschte aber jahrhundertelanger Stillstand, da der Nordseezugang versandet war, der Geldadel wegzog und nur die ärmeren Menschen blieben. Brügge konnte sein Aussehen und seine Bauwerke mangels Geld nicht mehr modernisieren.

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Backsteinhäuser und große Kirchen

Da die Stadt in den Weltkriegen keinen Schaden nahm, präsentiert sie sich heute wie vor 600 Jahren. Die vom Flüsschen Reie umschlossene Altstadt beherbergt zwar nur 22.000 Bewohner in den vielen liebevoll restaurierten Backsteinhäusern, aber auch neun große Kirchen. Sie wird von bis zu acht Millionen Touristen pro Jahr besucht.

Ausflug in die zweitgrößte Stadt Belgiens

Die gotische Kathedrale in Gent, das Samstags besucht wurde, ist nicht minder beeindruckend. Der zuverlässige Busfahrer Wilfried brachte die Gruppe mitten in das Stadtzentrum, wo die kenntnisreiche Stadtführerin die tollen Sehenswürdigkeiten zusammen mit den historischen Hintergründen erklärte. Der mittelalterliche Reichtum war im Tuch- und Getreidehandel begründet. Heute ist Gent die Hauptstadt von Ostflandern und nach Antwerpen zweitgrößte Stadt Belgiens. Bei strahlendem Sonnenschein konnten die Hochheimer das Mittagessen sogar unter freiem Himmel einnehmen. Gent und auch Brügge bieten den vielen Besuchern unglaublich viel Gastronomie mit würzigen Speisen zu gepfefferten Preisen, was die Attraktivität dieser Reiseziele aber keineswegs mindert.

Neben aller Kultur und Geschichte kamen die Freizeit und die Geselligkeit der 1954/55er nie zu kurz. Die Jahresklasse trifft sich auch zwischen den alle fünf Jahre stattfindenden Städtereisen jährlich, um Erinnerungen aufzufrischen oder die aktuellen Neuigkeiten und den Hochheimer Klatsch auszutauschen. So auch in Brügge, wo sich die ganze Gruppe völlig zwanglos rund um den Tresen der Hotelbar bei Barkeeper Friedel versammelte und den Tag mit Softdrinks oder einigen wenigen der fast 500 verschiedenen belgischen Bierchen ausklingen ließ.

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Noch ein Zwischenstopp in Leuven

Der Sonntag kam viel zu schnell, aber um die Rückfahrt nach Hochheim etwas aufzulockern, wurde ein Zwischenstopp in der Studentenstadt Leuven (Löwen) eingelegt. Dass die mittelalterlichen Baumeister auch keine Wunder vollbringen konnten, erkennt man an der Sint Pieterskathedrale. Der gotische Innenraum präsentiert sich beeindruckend himmelsstrebend und hell, aber außen fehlt etwas. Einer der ursprünglich mit bis zu 150 Meter Höhe geplanten Türme stürzte schon während der Bauphase 1604 wieder ein, sodass der Kirchenbau heute irgendwie unfertig aussieht. Da die Riesentürme nicht realisierbar waren, stattete man das benachbarte Rathaus mit mehreren schlanken Türmchen und über 250 Skulpturen aus. Auch in Leuven brillierten die Hochheimer Touristen mit breit gefächerter Kompetenz bei Spezialfragen der belgischen Stadtführerin immer wieder. Sicherlich aufgrund der fundierten Ausbildung in der Weinbergschule!

Beim Absacker am Weinprobierstand vereinbarten die Heimkehrer, dass sie den aktuellen Schwung ausnutzen und bereits in zwei Jahren zum 70sten wieder gemeinsam verreisen wollen. Wohin? Das wird beim nächsten Treffen festgezurrt. „Schee war’s“.