Zwischenfall am Flughafen Frankfurt: Bundesstelle ermittelt

Flughafen Frankfurt
© Boris Roessler/dpa/Symbolbild

Beim Durchstarten eines Flugzeugs während des Landeanflugs auf den Frankfurter Flughafen gab es einen Zwischenfall. Nun wird die „schwere Störung“ offiziell untersucht.

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Frankfurt/Braunschweig. Am Frankfurter Flughafen hat es eine schwere Luftsicherheitsstörung mit einer durchstartenden Frachtmaschine gegeben. Eine Boeing 767 der südamerikanischen Gesellschaft Latam war am vergangenen Dienstag in eine Gewitterfront geraten, hatte die Landung abgebrochen und war dann durchgestartet, wie der „Aviation Herald“ berichtete. Beim geplanten Wiederaufstieg sei es möglicherweise zu einem Strömungsabriss gekommen. Die Piloten konnten die in unmittelbarer Flughafennähe abrupt absackende Maschine offenbar zweimal abfangen und 35 Minuten später sicher in Frankfurt landen.

Flugzeug sackt nach steilem Steigflug ab

Die Frachtmaschine war aus Miami gekommen, nach dem Transatlantik-Flug auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol gelandet und dann nach Frankfurt weitergeflogen. Laut „Aviation Herald“ und laut Flugdaten-Aufzeichnungen auf dem Internet-Portal „flightaware.com“ war die Boeing am 20. Juni gegen 19.50 Uhr im Anflug von Osten auf die Südbahn 25 L des Frankfurter Flughafens, als eine Warnung vor sogenannten Scherwinden die Crew zum Durchstarten veranlasste. Bei dem Manöver habe die Maschine die parallele Landebahn gekreuzt, dann seien die Piloten in einen sehr steilen Steigflug übergegangen, bevor der rechte Flügel abgekippt sei, sodass die Piloten das Flugzeug wieder unter Kontrolle bringen mussten.

Bei einem erneuten Steigflug auf mehr als 3.000 Fuß (rund 910 Meter) Höhe habe die Boeing massiv an Geschwindigkeit und dann auch an Höhe verloren, sodass sie rasch auf 1.900 Fuß fiel, die Besatzung wieder einen Absturz verhindern musste. Der „Aviation Herald“ berichtet unter Berufung auf Radardaten der Deutschen Flugsicherung DFS, dass das Flugzeug zu diesem Zeitpunkt nur noch eine Geschwindigkeit von 50 Knoten (gut 90 km/h) über Grund gehabt habe – zu wenig, um stabil fliegen zu können. Der Zwischenfall ereignete sich laut Flugspuraufzeichnungen in der Fortsetzung der Landebahnen nach Westen, also in einem Gebiet zwischen Mönchhof-Dreieck und Raunheim südlich der Autobahn A3.

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Im Anschluss überquerte das Flugzeug via Rüsselsheim und Mainz-Bischofsheim den Rhein, überflog den Mainzer Süden, drehte über Rheinhessen nach Nordwesten ab, passierte erneut die Landesgrenze nach Hessen. Rechtsrheinisch ging es parallel zum Strom und südlich des Taunus weiter bis in die Wetterau. Nach zwei Warteschleifen dort setzte Flug LCO 1502 dann um 20.29 Uhr auf der Landebahn 25 L des Flughafens auf.

BFU spricht von „schwerer Störung“

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig bestätigte am Montag, dass sie die „schwere Störung“ untersucht. Es gehe darum, möglichst viele Informationen zur Besatzung, zu der Maschine sowie zu den äußeren Einflüssen zu sammeln, sagte ein Sprecher der Behörde in Braunschweig. Dazu würden Daten des Flugzeugs, der Flugsicherung sowie des Wetterdienstes ausgewertet. Die Piloten wie auch die Fluglotsen würden angehört.

Als „schwere Störung“ gilt für die BFU ein „Ereignis beim Betrieb eines Luftfahrzeugs, dessen Umstände darauf hindeuten, dass sich beinahe ein Unfall ereignet hätte“. Dazu zählen etwa Fast-Zusammenstöße, ein Brand in der Kabine oder eine „nur knapp vermiedene Bodenberührung“.

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Mit ersten Ergebnissen der Untersuchung des Beinahe-Unfalls sei Ende September zu rechnen, hieß es.