Mainz: Schauspielerin Saskia Kästner begeistert mit „Schwester Cordula liebt Arztromane“
Von Gerd Plachetka
Fast schon berauschend zieht Saskia Kästner das Publikum in ihren Bann. Begleitet wurde sie dabei von Dirk Rave am Akkordeon. Foto: hbz/Jörg Henkel
( Foto: hbz/Jörg Henkel)
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MAINZ - Es ranken sich vielerlei Geschichten um Ärzte, Krankenhäuser und ihre Patienten. Die TV-Serien mit diesen Inhalten haben seit Jahren ein dankbares Publikum. Nicht minder groß ist die Leserschaft von Groschenheften, wenn die nimmer enden wollenden Stories um die Götter in Weiß mal dramatisch, dann wieder lustig unterhaltsam erzählt werden. Schauspielerin Saskia Kästner nimmt sich genau diesen Themen kabarettistisch an, tourt damit erfolgreich durch Deutschland und hat mit ihrem Bühnenprogramm „Schwester Cordula liebt Arztromane“ nun auch im Mainzer SWR-Funkhaus Halt gemacht. Begleitet wird sie von Dirk Rave am Akkordeon in der Rolle des musiktherapeutischen Langzeit-Zivis.
So zieht Kästner – in weißen Strümpfen, Latschen und Kittel mit grüner OP-Haube – von Beginn an das Publikum fast schon berauschend in ihren Bann, lässt es eintauchen, abtauchen, abschalten und vergessen. Recht schnell entwickeln hierbei die wiederkehrenden und identifizierenden Figuren Sympathie- oder Abneigungsmuster. Da werden einmal Frau Dr. Elke Maria Dahlberg und Dr. Jürgen Hartmann aus der Ärzteschaft zu Protagonisten, dann übernimmt die französische Chefarzttochter Judith von Roggenkamp die Regie. Mit ihrer Leidenschaft entfacht sie ein wahres Liebesfeuer. Natürlich geht es um Eifersucht, um die große Gefühlswelt und – wie könnte es in diesem Genre anders sein – auch um eiskalte Berechnung.
Den verunglückten Klinikbesitzer Konsul Felix operiert Dr. Hartmann erfolgreich am offenen Herzen, Tochter Judith bekommt ein Kind vom Oberarzt und behauptet, Hartmann sei der Vater, während die verliebte Frau Dr. Dahlberg seelisch am Boden liegt. Judith kollabiert und der Oberarzt rettet sie sensationell mit einer Methode, die in Deutschland noch keine Zulassung hat. Heile Welt mit Herzschmerz und am Ende sind sie alle glücklich. Ähnliches spielt sich im afrikanischen Busch ab, wo eine russische Ärztin liebestoll buchstäblich über Leichen geht und ein Allround-Oberarzt der Inneren bei einer Gehirn-OP brilliert. Schwester Cordula und ihr Zivi finden auch hier den richtigen therapeutischen Ansatz, mimen Eingeborenenchöre und tanzen russischen Kasatschok, den sie akrobatisch mit einem Spagat vollendet.
Comedy trifft Boulevard und Theater
„Götter in weißen Kitteln, Helden der Anatomie. Wir stehen immer zusammen bis in die Pathologie“, veredeln Kästner und Rave am Ende singend nochmals das Triviale. Es ist ein bisschen von allem: von Comedy und Kabarett, von Boulevard und Theater. Es bleibt aber ein kitschiger Groschenroman, der von Saskia Kästner in längeren Passagen rezitiert und glückseligkeitsspendend persifliert wird.