Eine „geniale, schräge Performance“ eröffnet am 31. Januar die Americana-Saison im Theater im Pädagog: Dann kommt der Sänger „Dad Horse Experience“ nach Darmstadt.
(Foto: Americana)
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DARMSTADT - Wer mit Thomas Waldherr über Musik plaudert, ist hinterher meist ein Stückchen schlauer. Zum Beispiel rät der Americana-Experte dazu, bei den Erinnerungen an Woodstock vor 50 Jahren Newport nicht zu vergessen – dieses Festival ist ein paar Jahre älter, war ebenfalls ein Ort der Gegenkultur und entscheidend für das Folk-Revival in den sechziger Jahren. Der Star von Newport war damals schon ein alter Hase, dem gleichwohl noch viele Karriere-Jahre bevorstehen sollten: Pete Seeger, Komponist unter anderem des Liedes „Where have all the Flowers gone?“.
Vor hundert Jahren, am 3. Mai 1919, wurde Seeger geboren. Für die von Waldherr gemeinsam mit Klaus Lavies organisierte Reihe „Americana im Pädagog“ ist das der Anlass für ein kleines Festival. Weil das Pädagogtheater klein und die Besetzung exquisit ist, geht das Tribute-Konzert am 3. und 4. Mai gleich zwei Mal über die Bühne – unter anderem mit der Sängerin Sonia Rutstein, dem aus New Orleans stammenden, seit 30 Jahren in Deutschland lebenden Multi-Instrumentalisten Helt Oncale, das Frankfurter Americana-Urgestein Wolf Schubert-K. oder das Duo „Cuppatea“ aus Münster. Klar, dass Waldherr, Kurator und Moderator der Reihe, zwischen den Auftritten von Pete Seegers Leben, Werk und Wirkung erzählen wird und davon, wie dieser Künstler sich stets für ein anderes Amerika eingesetzt hat.
Der doppelte Pete-Seeger-Abend ist ein Höhepunkt im Programm der Reihe, die erfolgreich in ihr fünftes Jahr geht, wie immer mit Wolfgang Herms an Ton- und Lichttechnik, der ein einfühlsamer Betreuer der Künstler ist. Selbst im vielfältigen Darmstädter Kulturbetrieb ist Americana eine Stilrichtung, die sonst selten bedient wird.
Die starken Stimmen schwarzer Sängerinnen
Als Spezialist dafür knüpft Waldherr mit am Netzwerk, von dessen Verbindungen er auch profitiert. So hat er beispielsweise Menna Mulugeta für einen Auftritt in Darmstadt gewinnen können (28. Februar), die einen Abend für die großen Stimmen schwarzer Sängerinnen gestaltet, mit Liedern von Aretha Franklin, Billie Holiday, Beyoncé und anderen. Mulugeta ist noch keine 30, kam mal bei „Voice of Germany“ ziemlich weit und hat Waldherr begeistert mit der Art, wie ihre Stimme und die Persönlichkeit einen Raum ausfüllen können.
Mit den südhessischen Bluegrass-Musikern von „Grass Unlimited“ kommen am 28. März alte Bekannte in den Pädagogkeller. Mit dabei ist Michael Jockel, für Waldherr „einer der besten Banjo-Spieler der Republik“. Und mit einer schrägen One-Man-Show wird die Saison am 31. Januar eröffnet: „Dad Horse Experience“ nennt sich der Musiker aus Bremen, der erst mit 40 das Banjospielen lernte und einen Stilmix beherrscht, in dem sich Country und Gospel mit Punk-Elementen verbinden. Seine geheimnisvoll-abseitigen Lieder verbindet er mit skurrilen Geschichten.
Auch fürs zweite Halbjahr hat Waldherr schon Pläne: Klar, dass sich die Reihe, die mit einem Bob-Dylan-Abend begann, auch in ihrem fünften Jahr diesem Musiker widmen wird.