Studenten der Darmstädter Akademie für Tonkunst treffen auf internationale Komponisten und Interpreten: Neun Konzerte bietet das „Zeitströme“-Festival, das am Donnerstag beginnt.
Von Johannes Breckner
Leiter Kulturredaktion Darmstadt
Eunbi Jeong ist die Solistin im Abschlusskonzert der „Zeitströme“.
(Foto: Astrid Ackermann)
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DARMSTADT - Am Ende steht ein großes Abenteuer. Eine Symphonie von Cord Meijering beschließt am 1. März das „Zeitströme“-Festival an der Darmstädter Akademie für Tonkunst. Eine Symphonie, die kein Orchester braucht, sondern nur eine einzige Interpretin: die Schlagzeugerin Eunbi Jeong, der Meijering sein neunzigminütiges Werk auch gewidmet hat. Nach einem griechischen Satyr heißt es „Marsyas“ und erzählt von Kunst und Leichtsinn, von Grausamkeit und Schmerz, von der Erfindung der ersten Trommel und vom koreanischen Kampf gegen die japanische Besatzung. Genau hundert Jahre vor der Uraufführung, am 1. März 1919, wurde die Unabhängigkeit proklamiert, die Demonstrationen wurden von den Japanern blutig niedergeschlagen.
Das Werk zum Gedenken ist einer von vielen Höhepunkten des Festivals für aktuelle Musik, das Il-Ryun Chung organisiert. Neun Konzerte bietet die aktuelle Ausgabe, eines mehr, als Chung ursprünglich vorhatte. Aber die Zahl der Ideen war einfach zu groß, das Motto der Begegnung mit Leben zu füllen. „Es ist ein Festival für die Akademie“, sagt Chung, „die Studierenden können sich präsentieren und sie finden Kontakt zu internationalen Künstlern.“ Denn die Musik der Gegenwart ist nicht nur für Hörer eine Herausforderung, sondern auch für die Interpreten. „Es ist schwer, sie logisch und emotional zu erfassen“, sagt Chung, „zudem sind Rhythmik, Spieltechnik, Notation ungleich schwieriger.“ Deshalb ist es wichtig, dass Komponisten und Interpreten voneinander lernen, so, wie es im „Ensemble Tonkunst“ der Akademie seit Jahren praktiziert wird. Es gestaltet am 23. Februar ein Konzert, in dem auch aktuelle Musik für die Konzert-Zither erklingen wird, in Zusammenarbeit mit Tajda Krajnc und Jonathan Fiegl von der Münchner Musikhochschule.
Ein Forum junger Solisten
Wie in früheren Jahren gibt es ein Konzert mit dem Ensemble Phorminx (25. Februar) und ein „Forum junger Solisten“, zu dem es so viele Anmeldungen gab, dass am 26. Februar mit einem langen Abend im Petersen-Saal gerechnet werden kann. Neu ist die Teilnahme des Kammerorchesters der Akademie (sinfonische Weltmusik, 28. Februar), neu ist, dass beim Eröffnungskonzert am Donnerstag, 14. Februar, von dem Pianisten Björn Lehmann auch Musik gespielt wird, die bald 200 Jahre alt ist – Beethovens „Diabelli-Variationen“.
Denn dieses Konzert weist voraus auf den Klavierabend, den Carmen Piazzini am 19. Februar gibt. Auch sie spielt Diabelli-Variationen – die des Komponisten Franz Hummel, der gerade 80 geworden ist. Hummel hat das Werk, wie einige andere auch, für die Darmstädter Pianistin geschrieben. „Sehr schwierig“, sagt sie, „aber es geht, weil es pianistisch gedacht ist.“ Bei der Schallplattenaufnahme des Zyklus war der Komponist im Studio und feuerte die Interpretin regelrecht an. Lauter, schneller, überhaupt anders! „Inzwischen“, sagt Piazzini, „spiele ich es ganz anders, nämlich so, wie ich das Stück empfinde“.