Einsatz für den musikalischen Nachwuchs: Die pädagogischen Ideen und Meisterkurse des Mainzer Cellisten und Dozenten Daniel Geiß stoßen weltweit auf Interesse
Von Jan-Geert Wolff
Von Mainz aus nach Abu Dhabi und Tokio und zurück: Daniel Geiß hat weltweite Konzertverpflichtungen.
(Foto: Simon Zimbardo)
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MAINZ - Glück gehabt: Gerade ist Daniel Geiß zuhause auf dem Großberg – vor wenigen Tagen zurückgekehrt von einer Reise mit dem Bayreuther Festspielorchester, in dem er seit fünf Jahren als Cellist spielt: Zwei Aufführungen von Wagners „Walküre“ im Emirates Palace in Abu Dhabi ¬– den anwesenden Scheichs hat es gefallen. Am Tag darauf begrüßt er in Mainz schon wieder Privatschüler, auf dem großen Esstisch türmen sich Partituren, Post. Und dann stehen ja schon die nächsten Tourneen im Kalender: eine nach Osteuropa mit dem von Geiß geleiteten „EUphonie Orchestra“ und eine nach Tokio, wo er Wagner diesmal dirigieren wird: die (einstündige) Kinderoper vom fliegenden Holländer in einer Inszenierung von Katharina Wagner, der Urenkelin des großen Komponisten.
Da bleibt ihm kaum Zeit, sich über den Erfolg seiner Schüler zu freuen. Neben Privatunterricht gibt er in freier Anstellung an der Musikhochschule und am städtischen Peter-Cornelius-Konservatorium zwölf Studenten Stunden, weitere acht unterrichtet er an der norditalienischen Brescia-Akademie. Zwei seiner Mainzer Cello-Schüler, die Brüder Arne und Malte Zeller, sowie Konstanze Hülshoff trugen jüngst erste Preise bei „Jugend musiziert“ nach Hause. Und Anastasia Ushakova (16) ging als Beste in der Junior-Division des Tschaikowski-Wettbewerbs hervor, wird im April mit den Moskauer Philharmonikern debütieren. Von dort reist sie übrigens alle zwei Wochen zum Unterricht nach Mainz – für das Instrument wird dabei stets ein zweites Flugticket fällig.
Dirigieren und unterrichten, beides hat der 1979 in Essen geborene Musiker studiert. Und beide Professionen betreibt er mit Begeisterung. Der Reiz des Unterrichtens liegt für den Musiker darin, die zukünftige Künstlergeneration optimal vorzubereiten. Hier spürt er eine echte Verantwortung und genießt „das direkte Widerspiegeln“. Die Erfolge der Schüler geben ihm Recht.
Sein Konzept wendet Daniel Geiß seit langem in Meisterkursen europaweit an, darunter an der Kunstakademie in Graz. Ab Oktober wird er entsprechende Projekte dann auch in Abu Dhabi realisieren – den Auftrag des dortigen Kultur-Attachés hierzu brachte Geiß quasi als Souvenir von der jüngsten Konzertreise mit: Dort will man in Kooperation mit deutschen Musikern ein Ensemble vergleichbar mit dem Bundesjugendorchester aufbauen. Im Privatunterricht zieht er individuellen Stunden auch mal gemeinsamen Unterricht seiner Schüler vor: „Sie inspirieren sich gegenseitig und lernen somit voneinander – und damit automatisch mehr.“ Solche ganztägigen Meisterkurse lassen sich mit seinen vielfältigen Verpflichtungen auch viel besser koordinieren – Unterrichtsausfall ist für den Vielflieger nämlich ein Fremdwort.
In Mainz wird der Cellist Ende des Sommers zu erleben sein: Unter seiner Leitung wird das BundesSchulMusikOrchester am 20. September um 18 Uhr in der Christuskirche (und am Folgetag im Wormser Theater) Auszüge aus Wagners „Götterdämmerung“ und das zweite Klavierkonzert von Rachmaninow spielen – zusammen mit der Pianistin Julia Okruashvili, Ehefrau von Daniel Geiß – und angesichts des übervollen Terminkalenders der beiden Künstler ist ein gemeinsames Konzert sicherlich nicht die schlechteste Idee, um auch mal etwas zusammen zu unternehmen.