Der Bandoneon-Altmeister Juan Jose Mosalini nimmt seine Mainzer Zuhörer mitsamt Tango-Orchester mit auf eine vergnügliche, kurzweilige Zeitreise in die 1930er bis -50er Jahre.
Weggefährte von Astor Piazzolla: Juan Jose Mosalini, großer Botschafter des „Tango Nuevo“.
(Foto: hbz/Judith Wallerius)
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MAINZ - (fb). Er war einer der ersten Künstler, die im Frankfurter Hof gastierten. Nun feiert Bandoneon-Altmeister Juan Jose Mosalini mit seinem elfköpfigen „Gran Orquesta De Tango“ nicht nur das 25-jährige Bestehen dieses in Europa einzigartigen Orchesters, sondern auch 75. Geburtstag. Dass Mosalinis Karriere überwiegend in Europa stattfand, lag an der Flucht 1977 vor der argentinischen Militärdiktatur.
Bereits 1961 spielte der Jüngling in Tango-Orchestern, wurde Mitstreiter von Astor Piazzolla, dem Schöpfer des „Tango Nuevo“, einer intellektuellen kammermusikalischen Weiterentwicklung des klassischen Tangos. Als einer der letzten großen Botschafter des „Tango Nuevo“ besticht Mosalini mit Authentizität und musikalischer Perfektion.
Im Frankfurter Hof tritt er mit klassisch besetztem Tangoorchester an, wie es in den 30er bis 50er Jahren üblich war. Angetrieben von Piano und Kontrabass stehen fünf wogende Geigen vier rhythmisch akzentuierten Bandoneons gegenüber. Das schafft einen vollen variablen Klang, der ohne Verstärkeranlage auskommt. 14 bedeutende Tango-Komponisten Argentiniens der letzten 100 Jahre (u.a. Tarantino, Marconi, Garello, Mores, Federico & Ruggiero) sind exemplarisch mit jeweils einer ihrer besten Kompositionen vertreten. So erstreckt sich die Bandbreite von synkopierter Tanzmusik hin zur musikalischen Avantgarde.
Als ältester Tango erklingt Aguston Bardis „Gallo Ciego“ aus den 20er Jahren. Mariano Mores „Taquita Militar“ nimmt Anleihen beim Flamenco und „La Cumparsita“ von Matos Rodriguez geizt nicht mit kubanischen Salsa-Einflüssen. Das kreisende „De Contrapunto“ von Emilio Balcarce wird mit Schlägen auf den Instrumentenkorpus rhythmisch intensiviert.
Dass Astor Piazzolla mit zwei Werken gewürdigt wird, liegt an seiner Bedeutung für die Tangoerneuerung. Der wehmütig entrückten „Tango Ballet“-Suite stehen als Zugabe die hymnisch anmutenden Themenvariationen von „Adios Nonino“ gegenüber. Der Dramatik, Erotik und Heftigkeit des traditionellen Tango stellt Piazzolla wechselnde Emotionen, Sehnsucht und Leidenschaft gegenüber. Die charakteristisch eher weichen Klangfarben der Geigen und der schroffe Rhythmus der Bandoneons gehen dabei eine dynamische Wechselwirkung ein, die Hörer und Tänzer gleichermaßen elektrisiert und begeistert. Schon vor der anschließenden Milonga mit Volkhard Hörhammer fanden sich Paare zum Tanzen ein.