Jean-Michel Basquiat, der junge und zu früh verstorbene Pop-Künstler, wird zurzeit in einer großen Sonderausstellung in der Schirn gezeigt. Er starb mit 27 Jahren an einer...
MAINZ. Jean-Michel Basquiat, der junge und zu früh verstorbene Pop-Künstler, wird zurzeit in einer großen Sonderausstellung in der Schirn gezeigt. Er starb mit 27 Jahren an einer Überdosis Heroin, Arthur Rimbaud an den Folgen einer Beinamputation infolge der Diagnose Knochenkrebs mit 37 Jahren. Basquiat hat ein Bild gemalt, das den Titel „Ich ist ein anderer“ (1982) trägt, und Arthur Rimbaud versteht sich als eine Art Medium der Dichtkunst – der Dichter macht sich zum Seher, und zwar durch „eine lange, unermessliche und planmäßige Ausschweifung aller Sinne“.
Programm rund um das „trunkene Schiff“
Denn mit der berühmt gewordenen Formel „Je est un autre“ („Ich ist ein anderer“) charakterisiert er den Dichter als dichtenden Seher und Erfüller einer Art höheren Auftrags, den nun das Gutenberg-Museum Günter Minas überlassen hat, der das Finissage-Programm zur Ausstellung „Absolument moderne“ rund um das „Bateau Ivre“, das trunkene Schiff, für einen ganzen Spätnachmittag gestaltete.
Hansgünther Heyme, der berühmte Theaterregisseur, und Julian von Hansemann vom Staatstheater lasen aus Briefen Rimbauds: Briefe des Poeten und Jünglings, die er an seinen Lehrer und Mentor Georges Izambard schrieb, an den ebenfalls dichtenden Freund Paul Demeny und Ernst Delahye sowie an den Herausgeber der Zeitschrift „Parnasse“. Unter den Briefen natürlich auch Ausschnitte aus den Briefen vom 12. und 15. Mai 1871, die als „lettres du voyant“ (Briefe des Sehers) bekannt wurden. Heyme las aus späteren Briefen an die Familie, er las von den Abenteuern des Handlungsreisenden im heutigen Jemen und den Qualen der Beinamputation in Marseille. Danach war das gesamte Museum eine einzige Spielfläche mit Performance, Filmvorführung mit dem Spielfilm „Total Eclipse“ von 1995, der das fatale Verhältnis zwischen Paul Verlaine und Arthur Rimbaud zeigt, außerdem die Bilddokumentationen von Patti Smith, der Punkpoetin und Rocklegende, die 2017 das Familienanwesen von Rimbauds Mutter in Roche, in Nordfrankreich kaufte.
Die Wandelperformance erlaubte auch die Meinung von Stefan Zweig bis Henry Miller, gelesen von Günter Minas, begleitet durch Ilse Schröer am Saxofon und Marko Sebus an der Trompete. Elke Schutt-Kehm, die stellvertretende Direktorin des Gutenberg-Museums, hatte das „Trunkene Schiff“ auf Pfälzisch übersetzt und las „Es Schiff mit em Horvel“ vor.
Höhepunkt war die Percussion-Performance zu „Ich ist ein anderer“, komponiert von Bernd Thewes, ausgeführt von Clinton Heneke. Das Projekt basierte auf Toneinspielungen zum „Bateau Ivre“, die von allen Goethe-Instituten dieser Welt auf Anfrage nach Mainz kamen. Wer sich dann weiter berauschen wollte, konnte das in der Dorett-Bar bei Absinth, Musik und Texten tun.