Domorganist Daniel Beckmann erläutert den Planungsstand bei der Neukonzeption der Domorgeln. Das aufwändige Vorhaben trägt den akustische Besonderheiten Rechnung.
Warum man den Dom mit seinen architektonischen Besonderheiten nicht von einem einzigen Orgelstandort aus bespielen kann, erklärt Domorganist Daniel Beckmann.
(Archivfoto: Beckmann)
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MAINZ - Ein Traum wird Wirklichkeit: Gemeinsam gaben der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und Domorganist Daniel Beckmann zusammen mit den Chören am Dom, dem Bischöflichen Domkapitel und dem Mainzer Dombauverein vor rund anderthalb Jahren den Startschuss für die Sanierung der Mainzer Domorgel, denn das historisch wertvolle Klais-Instrument wurde in den 1960er Jahren leider unglücklich modernisiert und ist heute arg sanierungsbedürftig. Mit dem Kirchenmusiker sprachen wir über die Fortschritte.
Herr Beckmann, während die Domorgel noch auf ihre Renovierung wartet, hat ihr Online-Auftritt diese Prozedur bereits hinter sich. Was gibt es Neues im Netz zu sehen?
Tatsächlich war auch die Internetpräsenz www.domorgel-mainz.de schon in die Jahre gekommen. Wir haben den Auftritt überarbeitet und optimiert, so dass man die Seite nun auch problemlos auf dem Handy oder Tablet abrufen kann. Es gibt ein moderneres Layout und Audiodateien. Neu zu entdecken ist auch ein Online-Tagebuch mit Verknüpfung zu einem ebenfalls neuen Instagram-Account, wo wir die Fortschritte des Domorgelbaus auch für Außenstehende mit Bild und Text nachvollziehbar dokumentieren. Im Moment sind da natürlich noch nicht allzu viele Inhalte zu sehen. Aber wenn es im Dom dann los geht, wird man das auch online verfolgen können.
Wann ist es denn so weit?
Grundgedanke des ganzen Projekts war, dass es im Dom immer eine Orgel geben muss, wir also aufgrund der Sanierungsarbeiten aus liturgischen und konzertanten Gründen nicht vollkommen auf ein Instrument verzichten können und wollen. Daher wurde die Erneuerung auf drei zwar konzeptionell verbundene, aber räumlich und somit auch zeitlich trennbare Bauabschnitte verteilt. Tatsächlich ist es jetzt schon so weit, denn die Aufträge an die Orgelbaufirmen Rieger und Goll wurden bereits durch das Bischöfliche Domkapitel erteilt, und dort wird auch schon intensiv gearbeitet: Die Orgeln werden dort vollkommen fertiggestellt, um sie dann wieder zu demontieren, an ihren künftigen Platz zu verfrachten und dort endgültig aufzubauen. Im Dom selbst geht es also im kommenden Jahr los.
Was heißt das genau?
Realisiert werden finanzierungsbedingt erst mal zwei Abschnitte. Im ersten Schritt wird ein neuer Standort erschlossen: über dem Haupteingang des Domes an der Marienkapelle. In einer Nische seitlich des Marktportals entsteht ein neues Orgelwerk. Im zweiten Abschnitt widmen wir uns dann voraussichtlich 2021 dem neuen Hauptteilwerk im Ostchor, dessen Vorgänger aufgrund von massiven Schäden seit 2014 abgeschaltet ist. Der Klang kommt aktuell also nur von vorne aus dem Westchor, wo sich die einstige Hauptorgel befindet, deren Restaurierung und Anpassung an die neue Funktion als Chororgel dann als drittes an die Reihe kommt. Als Standort für die neue Hauptorgel ist der Westchor nicht geeignet, da Westkuppel und Querhaus zu viel Klang absorbieren und der Klang somit im Langhaus sehr diffus ankommt.
Drei Sanierungsschritte stehen für insgesamt drei Orgeln. Wieso?
Dass man den doppelchörigen Dom mit seinem Langschiff und den Querschiffen sowie den beiden großen Kuppeln nicht mit einem Instrument bespielen, also von einem Standort aus beschallen kann, liegt einfach an den genannten architektonischen und damit akustischen Eigenheiten des Kirchenraums. Wenn wir mit allem fertig sind, wird es also drei Orgelteilwerke geben, die den Dom klanglich vollkommen ausfüllen und die man dann von allen drei Plätzen auch anspielen kann. Von drei Orgeln zu sprechen ist aber irreführend: Alle Teilwerke haben zwar unterschiedliche Funktionen zu erfüllen und sind dafür auch autark nutzbar, also Chorbegleitung im Westchor, Gemeindebegleitung im Langhaus, Stundengebet im Ostchor; um den ganzen Dom für Literaturspiel und Improvisation in Liturgie und Konzert mit Klang füllen zu können bedingen sie einander aber untrennbar. Es handelt sich also um eine Domorgel an drei Standorten.
Sie sprachen bereits von der Finanzierung. Wie sieht die Lage hier aus?
Aufgrund zweier großzügiger Investitionen des Domkapitels und des Dombauvereins mit jeweils 500.000 Euro sowie zahlreicher Pfeifenpatenschaften in Höhe von derzeit über 410.000 Euro verfügen wir bereits über einen gewichtigen Teil der benötigten Mittel, um die Orgel zu sanieren. Dennoch sind wir dringend auf weitere Sponsoren angewiesen. Glücklicherweise zeigen die Patenschaften, auf welch positive Resonanz das Projekt in der Öffentlichkeit bislang gestoßen ist: Zwar suchen noch mehr als 13.500 von insgesamt 14.526 Pfeifen Paten, aber fast tausend engagieren sich hier eben schon.
Wie kann man denn Pate werden?
Ganz einfach: Unter www.domorgel-mainz.de kann man verschiedene Größen auswählen – von 75 Euro für ein Zwei-Fuß-Orgelregister bis 5000 Euro für eine 32-Fuß-Pfeife – und online für eine Patenschaft spenden. Jeder Pate wird, wenn er das wünscht, auch im Netz und später in einer Festschrift namentlich erwähnt. Wer sich für die großen Pfeifen engagiert, kann auch mit einer Gravur auf der Pfeife verewigt werden.