Dhafer Youssef erkundet mit Soundtüftler Eivind Aarset die Clubtauglichkeit indischer Rhythmen, kann aber nicht immer überzeugen
Von Fred Balz
Oud-Spieler Dhafer Youssef trat im Frankfurter Hof mit sehr unterschiedlichen Musikern auf, deren Spiel sich jedoch nur teilweise gut ergänzte und wechselseitig befruchtete.
(Foto: hbz/Jörg Henkel)
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MAINZ - Anders als sein älterer Kollege Rabih Abou Khalil, der sich nach wie vor der Sufi-Tradition verpflichtet fühlt, hat sich Oud-Spieler Dhafer Youssef zunehmend Pop, Ambient Music und tanzbaren Clubsounds angenähert. Im Frankfurter Hof ist er mit einem abenteuerlich zusammengewürfelten Quartett unterschiedlichster Musiker unterwegs, die sich jedoch nur teilweise befruchten.
Das liegt vor allem an der Kargheit der Kompositionen und Themen, mit denen Dhafer Youssef auf der arabischen Oud indischen Rhythmen- und Raga-Zählzeiten Tribut zollt. Die orientalische Kurzhalslaute Oud hat fünf unisono gestimmte Stahlsaitenpaare und eine Bassseite, jedoch keine Bünde und wird mit einem Plektrum namens Risha („Feder“) metallisch-perkussiv gespielt. So sind es an diesem Abend die knappen Skizzen, Grooves und Rhythmuspatterns, die das Publikum wie in einer Ethno-Disko in Bewegung und bei Laune halten.
Dabei beginnt das Konzert mit einem ausufernden Gitarrenmantra des Soundtüftlers Eivind Aarset, der mit seiner digitalen Echokammer Gitarrenschichten übereinanderlegt und so schwebende mystische Klangwälle von beeindruckender Intensität formt. Nach einer Weile stimmt Youssef mit heller klarer Kopfstimme und sufi-ähnlichen Gesängen ein. Der Übergang zu notengleichen Sopransaxofonklängen tut fast weh: Hier der ätherische obertonreiche Gesang, dort der nüchtern eintönige Saxofonklang. Als wären die ersten acht Minuten nicht schon beeindruckend genug, wird diese modale Meditation Youssefs samt elektronischem Klangteppich noch drei weitere Male wiederholt und dadurch beliebig.
Das trifft leider auch auf die Oud-Kompositionen Youssefs zu, die nur wenige Takte umfassen, um anschließend minutenlang wiederholt zu werden. Mit tanzendem Publikum oder Derwisch auf der Bühne hätten diese hypnotisch anmutenden Beats und Grooves sogar Sinn gemacht.
Stéphane Edouard an der Tabla, einem Schlaginstrument der nordindischen Musik, kann immerhin mit kraftvoll variablem Spiel überzeugen.
Einzig in Unisono-Passagen darf der unterbeschäftigte farblose Saxofonist Akzente setzen. Selbst Dhafer Youssef verkneift sich an diesem Abend jegliche Improvisation und Aarset beschränkt sich weitgehend auf seine durchaus beeindruckenden Soundscapes. So sind es die wirbelnden Perkussionsklänge von „Dance Layan Dance“, die rhythmisch vertrackten Zählzeiten von „Nasikabushani“ oder die mystische Eröffnung mit „Human Kind“, die positiv im Gedächtnis bleiben und nicht wie ein fantasielos zusammengenähter Flickenteppich wirken.