Wolfgang Petry wie man ihn kennt – den Arm voller Freundschaftsbänder.
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FRANKFURT - Schlager-Fans finden es einfach nur „Geil, Geil, Geil“. Dieses Lied und rund 30 weitere Songs von Wolfgang Petry sind nämlich derzeit in „Das ist Wahnsinn!“ zu hören.
In dem Petry-Musical, das am Dienstag eine umjubelte Premiere in der Frankfurter Jahrhunderthalle feierte, geht es aber nicht, wie manche denken, um den Schlagersänger. Vielmehr handelt „Wahnsinn“ vom Beziehungswahnsinn und so kann ein jeder im Publikum an irgendeiner Stelle einen Identifikationspunkt finden. „Sind Sie Mitglied in einer terroristischen Vereinigung?“, wird da etwa Karsten bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen gefragt. „Ich bin verheiratet“, ist seine lakonische Antwort.
„Wahnsinn“ erzählt die Geschichten von vier Paaren in unterschiedlichen Lebensphasen, die sich verliebt, verloren und teils vergessen haben, sich aber auch verzeihen können. Da ist der junge Tobi (Thomas Hohler), der mit seiner Freundin Gianna (Dorina Garuci) durchbrennt, während der Kneipenwirt Wolf (Mischa Mang) sich auf die Suche nach seiner Jugendliebe Jessica (Carina Sandhaus) macht. Sabine (Vera Bolten) verlässt nach 20 Jahren ihren Mann Peter (Siegmar Tonk), weil sie sich vernachlässigt fühlt. Karsten (Markus Dietz) und Gabi (Jessica Kessler) wiederum sind schon so lange zusammen, dass sie gar nicht mehr wissen, was sie aneinander haben.
Ruhrpott pur mit großer Klappe und viel Herz
Jessica Kessler als Gabi verkörpert Ruhrpott pur – mit großer Klappe und viel Herz. Berührend ihr schön gesungenes „Nichts von alledem“. Überhaupt sind es die Frauen in diesem Stück, die die musikalischen Höhepunkte setzen.
Wolfgang Petry wie man ihn kennt – den Arm voller Freundschaftsbänder.
Auf der Bühne ist immer was los. „Das ist Wahnsinn!“ ist ein regelrechtes Gute-Laune-Musical.
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Wolfgang Petry selbst ist gar nicht da und doch allgegenwärtig. Das Musical wimmelt nur so von Anspielungen auf den erfolgreichen Sänger. Da sind nicht nur die Freundschaftsbänder, die die Darsteller tragen, die männlichen Hauptfiguren heißen Wolf und Peter, ein Ehepaar nennt sich Remling (der bürgerliche Name von Petry). Auch die Kneipe „Whisky Bill“ kommt nicht von ungefähr, in einer gleichnamigen Diskothek wurde der Star einst entdeckt.
Fehlen dürfen natürlich nicht die Superhits von „Wolle“. „Verlieben, verloren, vergessen, verzeihn“, „Der Himmel brennt“, „Ganz oder gar nicht“, „Sommer in der Stadt“, „Bronze, Silber und Gold“ und natürlich das titelgebende „Wahnsinn“. Die Musik wurde teilweise neu arrangiert. So wirken die alten Songs überraschend frisch. Die omnipräsente Band spielt mit viel Power. Auch die Tänzer beweisen Geschmack und Können. In der zweiten Hälfte verlässt das Ensemble das Ruhrpott-Ambiente und macht sich aus verschiedenen Gründen auf in das fiktive Bahia del Sol. Wenn der Brummi-Fahrer hier seiner Sabine bis in die Yoga-Stunde folgt und dem „Namaste“ ein herzhaftes „Nagasaki“ entgegensetzt, ist das urkomisch.
WEITERE TERMINE
„Das ist Wahnsinn!“ ist noch bis 24. Februar in der Frankfurter Jahrhunderthalle zu sehen. Die Vorstellungen beginnen in der Woche um 20 Uhr, samstags um 15 und um 20 Uhr und sonntags um 14 und um 19 Uhr. Montags ist spielfrei.
Fantasiereich und immer ein Hingucker ist das Bühnenbild, das sich aus einem dreigeteilten Lkw zusammensetzt. In stets unterschiedlicher Anordnung wird daraus mal eine Kneipe, ein Schrottplatz, ein Hauseingang, ein Schlafzimmer oder ein Hotel.
Das Publikum geht begeistert mit. Viele sind in den für Wolfgang Petry typischen karierten Hemden gekommen. „Ich habe meinen Samstags-Feier-Level“, sagt eine junge Besucherin schon in der Pause. Aber auch die Akteure auf der Bühne haben sichtlich Freude. Die Sänger Mischa Mang und Carina Sandhaus betonen im Gespräch mit dieser Zeitung, dass sie auch bei acht Auftritten in der Woche immer noch Spaß an der lebensnahen Geschichte und den Ohrwürmern haben.
Und auch die Zuschauer singen immer wieder mit, stimmen nicht nur in „Hölle, Hölle, Hölle“ ein. Am Ende zücken viele ihre Handys, um bei der „längsten Zugabe der Welt“ mit den Smartphone-Lichtern eine romantische Stimmung zu erzeugen. „Du bist ein Wunder“ wird da gesungen. „Das war wunderbar und Wahnsinn“, sagt eine Zuschauerin.