Weniger Musiker, aber fünf Aufführungen und Bravos für die Akteure: Das Sinfoniekonzert des Darmstädter Staatstheaters unter Corona-Bedingungen.
DARMSTADT - Ein ungewohntes Bild bot sich den Besuchern des 8. Sinfoniekonzerts am Freitagabend im Großen Haus des Staatstheaters Darmstadt: Jede zweite Sitzreihe war mit Seilen abgesperrt, viele Plätze waren durch Klebestreifen unbenutzbar gemacht, auf der Bühne standen die Stühle der Musiker des Staatsorchesters in gemessenem Abstand. Vor den Flötistinnen gab es sogar eine gläserne Schutzwand.
Für dieses erste Orchesterkonzert nach der durch Corona bedingten Schließung hatte man ein neues, knappes Programm mit Stücken ausgeklügelt, die in kleinerer Besetzung ausführbar sind. So stand am Beginn Richard Wagners „Siegfried-Idyll“, das der Komponist 1869 in seiner Freude über die Geburt des Sohnes Siegfried entworfen und im Familienkreis hatte aufführen lassen. Chefdirigent Daniel Cohen führte das sparsam besetzte Orchester souverän und akribisch durch das Werk, in dem sich Motive aus dem Musikdrama „Siegfried“ mit einem altdeutschen Wiegenlied verbinden. Durchsichtig war die feine Polyfonie der Streicher gestaltet, in die acht Bläser originelle Rufe einstreuen. Cohen verstand es zudem, die leidenschaftliche Steigerung des Mittelteils temperamentvoll in Szene zu setzen.
Für Haydns D-Dur-Cellokonzert war der Weltklasse-Cellist Alban Gerhardt als Solist gewonnen worden, ermöglicht auch durch den „Freundeskreis Sinfoniekonzerte Darmstadt“. Dieses Werk, in dem neben dem Streichorchester nur vier Bläser besetzt sind, erlaubt ein fast kammermusikalisches Miteinander. Gerhardt spielte seinen Part als Primus inter Pares überlegen sicher, brachte die eingängige Melodik mit den virtuosen Elementen in Einklang. Sein Gofriller-Cello aus dem Jahr 1710 ließ er blühend aufklingen und meisterte die kniffligen Doppelgriffe und Läufe brillant. Das Staatsorchester begleitete beschwingt und hellhörig. Als tiefschürfende Zugabe spielte Alban Gerhardt die Sarabande aus Bachs D-Dur-Solosonate.
Sergej Prokofjew knüpft in seiner „klassischen Sinfonie“ von 1917 bewusst bei Haydn an und schafft dennoch ein Werk, das unverkennbar dem 20. Jahrhundert angehört. Die aggressiven Rhythmen, die eingestreuten Dissonanzen, die humorvollen harmonischen Ausweichungen kamen denn auch in der Interpretation durch Daniel Cohen und das prächtig aufgelegte Staatsorchester Darmstadt eindrucksvoll zum Glänzen. Die Ecksätze begeisterten durch die forschen Tempi und frischen Akzente, im Larghetto-Satz und in der kurzen Gavotte bestachen die zwischen Streichern und Bläsern fein austarierten Klänge. Am Ende des gut einstündigen Konzerts gab es mit vielen Bravorufen durchsetzten Beifall.