Unter der Lupe: Von Wiesbadener Plätzen, ihren Namen und deren Schreibungen / Gebäck und Stelle zum Sitzen
Von Lutz Kuntzsch
(Foto: )
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WIESBADEN - „Mainz lebt auf seinen Plätzen“ – so lautet das derzeitige Feiermotto für sechs Wochen auf dem Karmeliterplatz und dem Markt, der allerdings selten Marktplatz genannt wird. In Wiesbaden ist zur 43. Rheingauer Weinwoche die längste Weintheke der Welt auf zwei Plätzen aufgebaut: dem Schlossplatz (früher Marktplatz, heute heißt der Teil hinter der Marktkirche noch so) und dem Dern´schen Gelände. Grund genug, diese verschiedenen Plätze mit ihren Namen und mit ihren Schreibungen einmal unter die Lupe zu nehmen.
Das Wort Platz geht über einige Stufen (mittelhochdeutsch pla(t)z, altfranzösisch place, lateinisch platea (Straße) oder griechisch platéa (hodós) = die breite Straße) letztlich auf platýs für platt zurück. Und platt ist er meistens auch, genau wie der Sportplatz, der Platz zum Sitzen, auch das lauschige Plätzchen und das flache Gebäck, das Plätzchen.
Plätze können benannt werden nach dem Treiben auf ihnen: Marktplatz oder Spielplatz; nach der Form der Bepflanzung und Bebauung: Kranzplatz (ringförmig) oder nach Gebäuden, die sich auf dem Platz befinden: Bahnhofsplatz, Domplatz oder Synagogenplatz. Namensstiftend können auch Personen sein: Luisenplatz als Erinnerung an die Herzogin Luise, für die Schriftstellerin Anna-Seghers-Platz, Karmeliterplatz nach dem Mönchsorden benannt und das Dern´sche Gelände nach dem Oberforstrat Dr. Carl-Reinhard Dern. Nach aktueller Rechtschreibung mit Apostroph. Die Umbenennung in Europaplatz kam nicht durch.
SPRACHE UNTER DER LUPE
Welche (Sprach-)Geschichte haben Formulierungen, die in dieser Zeitung und in anderen Medien auftauchen? In unserer Kolumne „Unter der Lupe“ schauen sich Experten der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache solche Formulierungen einmal genauer an. Auch Ihnen ist ein Wort aufgefallen, das Sie gerne einmal erläutert hätten? Dann senden Sie uns doch ein E-Mail an lupegfds.de.
Den Platz der Deutschen Einheit gibt es in Wiesbaden seit 1953 – früher hieß er nach einem General benannt Boseplatz. Beim Schlossplatz oder Schloßplatz kämpfen wir immer noch mit dem Problem zwischen aktueller gültiger Rechtschreibung und traditionellem Namen. Langsam, so zeigen die meisten Straßenschilder, setzt sich die Schreibung mit Doppel-s durch und auch das Rathaus mit der Adresse Schlossplatz bemüht sich um die aktuelle Variante. Sicher muss einem deshalb nicht der Kragen platzen. Auf dem Platz kann der Asphalt in einem heißen Sommer hingegen schon einmal aufplatzen oder wir platzen vor (sprachlicher) Neugierde – aber um dem abzuhelfen, gibt es ja die Lupe.