Dorothea Hartmann und Beate Heine werden Uwe Eric Laufenberg am Wiesbadener Staatstheater ablösen. Das Konzept für eine Doppelspitze hat die Findungskommission überzeugt.
Wiesbaden. Uwe Eric Laufenberg, seit der Spielzeit 2014/15 Intendant des Staatstheaters Wiesbaden, wird 2024 zwei Nachfolgerinnen bekommen. Dorothea Hartmann und Beate Heine sollen dann das in den letzten Jahren von einigen Krisen geschüttelte Theater als Doppelspitze leiten. Das haben die hessische Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (Grüne) und Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) in Hessens Landeshauptstadt bekannt gegeben. Der Wechsel erfolgt zum Beginn der Spielzeit 2024/25. Die Doppelspitze soll zunächst einen Fünf-Jahres-Vertrag erhalten. „Mit Dorothea Hartmann und Beate Heine haben wir zwei starke Theaterfrauen für unser Staatstheater gewinnen können“, erklärt Kunstministerin Angela Dorn laut Mitteilung des Ministeriums. Dorothea Hartmann gehört seit 2012 zum Leitungsteam der Deutschen Oper Berlin, wo sie als Künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin der zweiten Spielstätte „Tischlerei“ eine Plattform für neue Formen des Musiktheaters etabliert hat. Als Dramaturgin verbindet sie eine enge Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern der internationalen Opernszene. Ihre Theaterlaufbahn begann sie in Mannheim und Linz, ab 2006 war sie Opern- und Konzertdramaturgin an der Staatsoper Hannover. Dorothea Hartmann verfasste zudem zahlreiche Libretti für Kinder- und Jugendstücke und ist in diversen Gremien tätig, unter anderem als Jurorin für den Deutschen Theaterpreis „Der Faust” sowie als Kuratoriumsmitglied für das in Frankfurt ansässige Kinder- und Jugendtheaterzentrum Deutschland
Beate Heine, in Hamburg geboren, ist seit vielen Jahren in Leitungsfunktionen als Chefdramaturgin und Stellvertretende Intendantin an verschiedenen namhaften Staats- und Stadttheatern tätig – unter anderem am Thalia Theater Hamburg, am Staatstheater Dresden und am Schauspiel Köln. Aktuell ist sie Stellvertretende Intendantin am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Nach Beendigung ihres Studiums der Theaterwissenschaft, Germanistik und Romanistik in Berlin arbeitete sie zunächst als Journalistin und Autorin.
Doppelspitze gute Lösung für Neustart des Staatstheaters
Neben einem „innovativen künstlerischen Konzept“ mit einer ausgeprägten zeitgenössischen Handschrift, so die Ministerin, habe das Duo auch mit einem „Bekenntnis zum Ensembletheater“ und Ideen für ein starkes Wirken in die Stadt überzeugt. Das Führungsmodell verspreche, eine gute Lösung für den Neustart und die Zukunft des Staatstheaters zu sein.
Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Kulturdezernent Axel Imholz, die Mitglieder der Findungskommission waren, zeigen sich in der Pressemitteilung mit der Enscheidung für das Duo sehr zufrieden. Dorothea Hartmann und Beate Heine erklären: „Wir freuen uns sehr, ab 2024 das kulturelle Leben in einer so spannenden und traditionsreichen Stadt wie Wiesbaden mitzuprägen. Als Zweierteam an der Spitze des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden stellen wir das Prinzip des Dialogs ins Zentrum unserer Intendanz: Theater als Ort der Kommunikation, für eine diverse Stadt und Region – und im Austausch mit der internationalen Szene.“
Angesichts der bekannten Sympathien der Ministerin für das Leitungsmodell in ihrer Heimatstadt Marburg kam die Entscheidung für eine weibliche Doppelspitze für Beobachterinnen und Beobachter der hessischen Theaterszene nicht überraschend - zumal nach der Verlängerung des Vertrages von Darmstadts Intendant Karsten Wiegand bis 2029 und der Verpflichtung von Florian Lutz 2021 für das Staatstheater Kassel eine erneute männliche Solo-Intendanz unwahrscheinlicher geworden war. Hartmann und Heine haben sich nun in einem mehrstufigen Verfahren gegen rund 40 Mitbewerberinnen und -bewerber durchgesetzt. Darunter waren 15 Teambewerbungen.
Uwe Eric Laufenberg war zur Spielzeit 2014/15 zeitgleich mit Karsten Wiegand in Darmstadt angetreten. Beide Häuser haben ihre Tanzsparten zum „Hessischen Staatsballett“ fusioniert. Im September 2021 hatte Laufenberg, sich über eine vom Ministerium versäumte Frist für ein Gespräch beklagend, in einem Offenen Brief angekündigt, seinen Vertrag nicht über die Spielzeit 2023/24 hinaus verlängern zu wollen. Damit kam er nach diversen Querelen auch mit dem Kunstministerium einer Nichtverlängerung seines Vertrages zuvor. Die Ministerin Angela Dorn erklärte später (nach einer Entschuldigung für einen „Fehler in der Terminierung“), dass sich die Träger bereits auf eine Neubesetzung der Intendanz verständigt hatten. Dorothea Hartmann und Beate Heine sollen das Haus gemeinsam mit dem Geschäftsführenden Direktor Holger von Berg leiten. Dieser ist seit 1. April 2021 im Amt und mit Laufenberg zerstritten. Eine von den Trägern beauftragte Mediation soll zur Verbesserung des Betriebsklimas beitragen.