Sprache unter der Lupe: Zum 107. Todestag von Konrad Duden
Von Andrea-Eva Ewels
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WIESBADEN - In diesen Tagen jährt sich der Todestag von Konrad Duden. Am 1. August 1911 kam – wie es in den Biografien beschrieben wird – an einem schönen sonnigen Sonntag in Sonnenberg (heute Stadtteil von Wiesbaden) Gevatter Tod und riss ihm den Griffel aus der Hand. Er war gerade mit Arbeiten an seinem Rechtschreibbuch, dem später nach ihm benannten Duden, befasst. Damit ging ein für die deutsche Sprache äußerst wichtiges Schaffen einher: die Normierung der Schriftsprache.
Das Anliegen wird mit dem Standardwerk bis heute fortgesetzt. Wer die aktuelle 27. Auflage, das gelbe Buch, den 1. von 12 Bänden der bunten Duden-Reihe, in der Hand hält, wird das Gewicht der 145 000 Stichwörter spüren. Der erste, der Ur-Duden 1880, enthielt immerhin schon 27 000 Stichwörter: Der emsige Sammler hat das alles ohne Computer bewerkstelligt. Den entwickelte auch ein Konrad, der Zuse, erst etwas später, übrigens auch in Bad Hersfeld, wo Duden lange Schulleiter war und die Wichtigkeit einheitlicher Schreibnormen erkannt hat.
Das inhaltliche Gewicht der Duden-Bände besteht vor allem in der Darstellung von Normen der deutschen Rechtschreibung in Regelwerk und Lexikon. Diese Normen sind in den Bereichen Bildung und Behörden verbindlich. Fürs private Schreiben ist nichts vorgegeben, ratsam ist das Befolgen der Normen aber auch hier. Das Wort Norm kommt von mittelhochdeutsch norme und dies von lateinisch norma, also Winkelmaß oder Regel. Diese Normen sind über die Jahrzehnte gewachsen. Seit 2004 nimmt allerdings nicht mehr der Duden-Verlag, sondern der Rechtschreibrat Veränderungen vor. Das sind seit der Rechtsschreibreform (1996/2006) moderate Eingriffe, die dem aktuellen Sprachstand entsprechen. So ist das Wort Warmduscher deshalb schon seit ein paar Auflagen verzeichnet, das Darknet/dark net hingegen erstmals 2016. Bei dem Gender-Sternchen (Gender-*) ist man auch nach der letzten Sitzung des Rats noch zögerlich, aber das ist eine andere Lupe wert. Sprache ist wie die Gesellschaft im Fluss – und die Normen sind es ebenso.
SPRACHE UNTER DER LUPE
Welche (Sprach-)Geschichte haben Formulierungen, die plötzlich in dieser Zeitung und anderen Medien auftauchen? Und woher kommen bestimmte Begriffe, die in unserer Region gerade oder schon lange in aller Munde sind? Wie sind sie einzuordnen? In unserer neuen Kolumne „Unter der Lupe“ schauen sich Experten der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache solche Begriffe einmal genauer an – oft vor einem aktuellen Hintergrund. Auch Ihnen ist ein Wort aufgefallen, das Sie gerne einmal erläutert hätten? Dann senden Sie doch eine E-Mail an lupe@gfds.de.