Sprache unter der Lupe: Gedanken zum Filmfestival „Natourale“
Passend zum Filmfestival „Natourale“, das an diesem Wochenende erstmals in Wiesbaden stattfindet, geht es in unserer Sprachkolumne um diesen zusammengesetzten Begriff.
Von Lutz Kuntzsch
(Foto: )
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WIESBADEN - Natur genießen ist wunderbar, ob nun allein oder in der Gruppe. Gezielt irgendwohin fahren, das heißt dann Tourismus, also auf Tour gehen – vom Französischen: eine Fahrt unternehmen.
Dieser Tage findet in Wiesbaden zum ersten Mal eine „Natourale“ statt. Was können wir uns darunter vorstellen? Es hat einen Anklang wie Biennale, Berlinale oder Homonale. Alles Filmfestivals mit dem bekannten Wortbestandteil -ale und dem ersten bi-/anno (zweijährig), dem Teil Berlin oder homosexuell – da werden eine Zeitangabe, ein Ort, oder die inhaltliche Ausrichtung im Titel benannt. Gleich zwei große Themen, die bewusst verbunden worden sind, gibt es bei der „Natourale“: Natur und Tourismus. Beide existieren nicht nur vom Wort her in harmonischem Gleichklang. Eine Kombination für die nachhaltige Verknüpfung der genannten Bereiche. Das Nachhaltige, das vom Wort her längere Zeit stark Wirkende, kam ursprünglich aus der Forstwirtschaft und Ökologie und hat sich mit dieser Bezeichnung auf andere Bereiche ausgeweitet.
In der Ankündigung zum Festival heißt es: Menschen werden nur das schützen, was sie kennen und achten, darum sind Reisen und Entdeckergeist so wichtig. Nehmen wir wie gewohnt die ausschlaggebenden Wörter unter die Lupe: Das Wort Natur steht seit dem althochdeutschen natûra für Geburt; natürliche Beschaffenheit; Schöpfung. Dies gilt es seit jeher zu achten – im Wort verbunden mit Acht geben (althochdeutsch ahta, eigentlich = das Nachdenken); der Denkprozess ist also immanent. Eine interessante, auch mit der Natur verbundene Wortherkunft hat das Verb schützen. Es ist verwandt mit schütten (mittelhochdeutsch schüten) für einen Schutzwall anhäufen. Damit soll das Wasser, die Gefahr eingedämmt oder aufgestaut werden. Und gefahrlos bleibt dann Zeit fürs Entdecken. Ausgehend vom althochdeutschen Wort intdecchan für aufdecken entwickelte sich das Wort über mittelhochdeutsch endecken = entblößen (Oh, Natur pur also!) zur heutigen Form.
PROGRAMM DER NATOURALE
Die „Natourale“ startet am Freitag, 30. November, um 14 Uhr mit dem Film „Muster im Meer“ im Murnau Filmtheater. Dort sind allein an diesem Tag sieben Filme zu sehen. Insgesamt laufen bis einschließlich Sonntag, 2. Dezember, 21 Naturfilme beim Festival.
Flankierend gibt es Vorträge, Seminare und Workshops, zum Beispiel: „Wie funktioniert ein Zeitraffer?“ oder „Wie kann man mit dem Smartphone Filme drehen?“.
Die Preisverleihung der ersten „Natourale“-Preise findet am Samstag, 1. Dezember, um 19 Uhr im Murnau Filmtheater statt.