In unserer Rubrik „Sprache unter der Lupe“ geht die Gesellschaft für deutsche Sprache diesmal den Farben und Flaggen einzelner Parteien nach.
Von Lutz Kuntzsch
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WIESBADEN - Bald wählen die Hessen ihren 20. Landtag. Das Wort spricht sich so aus, aber ist uns in der Zusammensetzung auch die Bedeutung der Bestandteile bewusst? Aus Wahlen hervorgegangene Volksvertretung eines Bundeslands, deshalb Land-. Aber -tag? Am Tag, tags? Eher weil die Abgeordneten tagen. Das kommt von mittelhochdeutsch tagen = Gericht halten und geht zurück auf tac = ein Verhandlungstag. Daher auch das Wort Tagung, diese kann auch mehrtägig sein.
Nun sollen die Namen für Parteien und mögliche Koalitionen (zu lateinisch coalescere = zusammenwachsen, sich vereinigen) unter die sprachwissenschaftliche Lupe genommen werden. Hier spielen Farben, besonders auf Länderflaggen, mitunter eine Rolle. Eine politische Farbe ist eine nationale oder internationale Kennfarbe, die eine bestimmte politische Ausrichtung und damit eine politische Partei (als Parteifarbe) repräsentieren soll. Dabei tragen sie die Farbe im Namen (Die Grünen) oder es wird ein traditioneller Bezug hergestellt (Schwarz, Rot, Gelb und hoffentlich nur historisch auch Braun).
Auf den Landeslisten der Parteien, die diesmal zur Wahl zugelassen sind, finden sich interessante Farben: die Grünen, die Grauen Panther und Die Violetten. Wird es für Schwarz-Grün, also für die regierende Koalition aus CDU und Grünen, reichen? Oder kommt die GroKo (Große Koalition; „Wort des Jahres“ bei der GfdS 2013) wie derzeit auf Bundesebene? Rot-Schwarz als Farbbezeichnung hierfür wird eher selten gebraucht. Im Bund gab es von 1998 bis 2005 Rot-Grün (mit der SPD), Rot-Rot-Grün (mit den Linken) derzeit in Thüringen. Eine Jamaika-Koalition (Schwarz-Grün-Gelb, mit der FDP) nach den Flaggenfarben wurde lange auf Bundesebene diskutiert und kommt für Hessen auch in Frage. Oder Kenia? Eine schwarz-rot-grüne Koalition, genannt Kenia- oder Afghanistan-Koalition, aktuell in Sachsen-Anhalt – wiederum nach den Farben der Länderflagge. Auch genannt Schwampel, zusammengezogen aus schwarz und Ampel. Das erinnert an die klassische Ampel mit Rot-Gelb-Grün. Die blaue Partei trat bisher noch zu keiner Wahl an.
SPRACHE UNTER DER LUPE
Welche (Sprach-)Geschichte haben Formulierungen, die plötzlich in dieser Zeitung und anderen Medien auftauchen? Und woher kommen bestimmte Begriffe, die in unserer Region gerade oder schon lange in aller Munde sind? Wie sind sie einzuordnen? In unserer neuen Kolumne „Unter der Lupe“ schauen sich Experten der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache solche Begriffe einmal genauer an – oft vor einem aktuellen Hintergrund. Auch Ihnen ist ein Wort aufgefallen, das Sie gerne einmal erläutert hätten? Dann senden Sie doch eine E-Mail an lupe@gfds.de.