In unserer Rubrik „Sprache unter der Lupe“ von der Gesellschaft für deutsche Sprache geht es diesmal um Abkürzungen, die in der Region gebräuchlich sind
WIESBADEN. Strömen größere Reisegruppen in eine S-Bahn mit Fahrtziel Mainz-Kastel, sollte man sie darauf aufmerksam machen, dass sie nicht auf der Mainzer, sondern auf der Wiesbadener Seite landen werden. Das ist ein bisschen schwierig zu verstehen, kann aber historisch erklärt werden. Die Einheimischen haben mit AKK eine eigene Abkürzung für die vermeintlich und vom Namen her zu Mainz gehörenden Stadtteile Amöneburg, Kastel und Kostheim. Die drei rechtsrheinischen Stadtteile gehören seit Ende des Zweiten Weltkriegs verwaltungstechnisch aber zu Wiesbaden. Das sorgt nicht nur bei Touristen für Verwirrung, sondern auch für allerlei Sticheleien innerhalb des AKK-Konflikts, aber auch für gemeinsame Aktionen wie die gerade stattfindenden Kulturtage AKK. Ob die Saarländer sich dessen bewusst sind, wenn sie liebevoll von AKK, ihrer ehemaligen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, sprechen?
Dass AKK auch eine gängige Abkürzung für „Anstalt für Kabelkommunikation“ ist, soll nebenbei erwähnt werden. Der Kurzname GfdS der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache ähnelt der vorigen Abkürzung, da sie sich ebenfalls aus den Anfangsbuchstaben zusammensetzt. Diese werden in beiden Fällen einzeln ausgesprochen. Nicht so bei Eswe: Die Buchstaben S und W werden für Stadtwerke Wiesbaden in Lautschrift ausgeschrieben, also Es und We, sowie in Großbuchstaben gesetzt und als Kurzwort mit Betonung beider Silben ausgesprochen. Dies kann zu Fragen im Verständnis führen oder zu einer Verbindung mit Rewe, dem bekannten Lebensmittelhändler vielerorts und temporär auch im Wiesbadener Staatstheater. Die Abkürzung kommt vom „REvisionsverband der WEstkauf-Genossenschaften“ und besitzt, übrigens wie auch Haribo (von Hans Riegel Bonn), ebenfalls Wortcharakter. Sie wird deshalb auch als Wort ausgesprochen, allerdings bleibt die 2. Silbe unbetont. Diese Worthaftigkeit fehlt wiederum bei gängigen Abkürzungen wie Hbf., ggf. oder usw.; was dazu führt, dass man die Worte in ihrer Gänze ausspricht: Hauptbahnhof, gegebenenfalls, und so weiter.
Möchten Sie weitere Anregungen zu Abkürzungen? Da gibt es ein Lied der Gruppe Fanta 4: MfG. Ist das nur im Internet oder auch in handschriftlichen Schreiben okay, ok oder o.k.? Die Welt ist voller Abkürzungen.
Von Andrea-Eva Ewels