Dichterschlacht auf der Freilichtbühne des Schuldorfs Bergstraße
Acht Poetry-Performer treten in Seeheim-Jugenheim an. Am Ende gibt es zwei Sieger: Raban Lebemann und Olivia Beatrix.
Von Susann Franke
Die Dichterschlacht auf der Freilichtbühne des Schuldorfs Bergstraße ist ein spezieller Programmpunkt auf dem Spielplan der „Filmseher“, die dort ansonsten vor allem Open-Air-Kino zeigen.
(Foto: Dirk Zengel)
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SEEHEIM-JUGENHEIM - Was haben Horst Seehofer und ein Schlammpeitzger gemeinsam? Diesen und ähnliche Späße präsentierte Moderator Finn Holitzka gekonnt neben den Poetry Slammern am Samstag bei der 12. Open Air-Dichterschlacht auf der Freilichtbühne des Schuldorfs Bergstraße. Unter freiem Sternenhimmel stellten acht Dichterinnen und Dichter ihre Werke dem Publikum vor.
Partygeist und Tupperdosen
Los ging es mit Jan Cönig, der das ernste Thema Demenz mit viel Humor ins Bewusstsein brachte. Bo Wimmer löste ihn ab und berichtete über Annika, die auf Feten den „Partygeist“ entdeckt und ihre Unschuld verliert. Tabea Trentin stellte im Anschluss in ihrem Liebeskummer-Text fest, dass ihre Liebe wie eine Tupperdose sei, „praktisch, aber unsexy“.
Olivia Beatrix rechnete im Anschluss in ihrem indirekten Brief an die Mutter mit einem alkoholkranken Vater ab, und das Publikum belohnte diesen emotionalen Text mit lang anhaltendem Applaus. Das bescherte ihr den Einzug in die nächste Runde.
Die Texte waren ebenso schwer miteinander zu vergleichen wie die Slammer selbst. Julia Szymik brachte die Zuschauer mit ihrem Gedicht über Familie zum Lachen, aber auch zum Nachdenken. Bei Lenny Felling kamen nicht nur Pokémon-Fans auf ihre Kosten, als er das Publikum animierte, öfter mal Gewohnheiten zu durchbrechen. Letztlich entschied allerdings Raban Lebemann die zweite Vorrunde für sich. Seine Abrechnung mit dem Altwerden fand den größten Beifall.
Im Finale schwärmte Raban Lebemann von seiner Heimat Frankfurt. „Banker, Babos und Bekloppte aus dem Bahnhofsviertel“ sind ihm alle ans Herz gewachsen. Butzbach kam dagegen nicht gut weg. Oder auch Offenbach. Olivia Beatrix versuchte sich dagegen an einem Rap über das Zukunftsdilemma, das es zu überwinden gilt. Die Dichterin machte sich Gedanken über den Sinn des Lebens, forderte mehr Akzeptanz und Toleranz. Denn: „Geschichte schreiben wir nur, wenn wir die Münder aufmachen.“
Viel Beifall und Anerkennung
Die Texte konnten nicht unterschiedlicher sein, doch die Reaktion des Publikums war stets die gleiche – es gab viel Beifall und anerkennende Rufe für die Finalisten. Und so entschied Finn Holitzka unter tosendem Applaus, dass es zwei Sieger geben sollte.
Wer vom Gedichtwettkampf nicht genug bekommen kann, sollte am Samstag, 1. September, die „Krone“ Darmstadt aufsuchen. Nach der Sommerpause geht dort der „Krone-Slam“ mit einem Special in die neue Saison.