Atelierhaus im Park Rosenhöhe soll Forum für Digitaldiskurse werden
Darmstadt entwickelt seine Digitalstrategie. Dabei kommt die Kultur ins Spiel – als Mehrwert für den Tourismus, aber auch als kritisches Regulativ, das einen eignen Ort braucht.
Von Stefan Benz
Kulturredaktion Darmstadt
In diesem Atelierhaus im Park Rosenhöhe soll ein Forum für Diskurse über die Digitalisierung eingerichtet werden.
(Foto: Stefan Benz)
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DARMSTADT - Die Neue Künstlerkolonie hinterm Löwentor soll künftig einen Ort für digitale Diskurse in der Stadt bieten. Das gab Kulturreferent Ludger Hünnekens am Sonntagnachmittag bei einer Präsentation im Designhaus bekannt. Das Anwesen Ludwig-Engel-Weg 1, wo der Kritiker und Schriftsteller Georg Hensel und zuletzt seine Witwe lebte, wird Raum bieten für Ausstellungen, Workshops und Konferenzen zum Thema Digitalisierung.
Ein Haus für Diskussionen, Workshops, Ausstellungen
Der Fotograf Lukas Einsele, der in einem jener Atelierhäuser im Park Rosenhöhe wohnt, hatte auf den Leerstand hingewiesen und eine neue Nutzung angeregt. Zusammen mit dem Fotografenkollegen Albrecht Haag und Wolfgang Stille von der Universitäts- und Landesbibliothek bildet er eine Konzeptgruppe, die mögliche Nutzungen entwickelt. Partner wie Schader-Stiftung oder Internationales Musikinstitut seien erwünscht, sagt der Kulturreferent.
Nach Jahrzehnten des Sanierungsstaus seien Bungalow und Atelierraum nun weitgehend renoviert und böten sich für „Kammerkultur“ an. „Das bleibt überschaubar, soll aber nicht elitär werden.“ Neben der Funktion als Plattform für Veranstaltungen sei das Anwesen auch als Wohnort für Stipendiaten denkbar.
Schon in vier Wochen könne es dort ein erstes Diskussionsforum geben, sagt Ludger Hünnekens, wobei es durchaus improvisiert zugehen mag. Nötig sei die Kultur jedenfalls als kritisches Regulativ zur Entwicklung des Projekts „Digitalstadt Darmstadt“. Im Jahr 2017 hatte die Kommune einen Wettbewerb des Branchenverbandes Bitkom gewonnen, nach dem sie sich bis 2020 zur digitalen Mustermetropole entwickeln soll. Kultur ist dabei erst jetzt in den Blick gerückt. Der Wettbewerb Digitalstadt sei von Anfang an „sehr stark technisch orientiert gewesen“, sagt Joachim Fröhlich, Geschäftsführer der Digitalstadt-GmbH. Nun solle Kultur nicht nur als Mehrwert für die Komplexe Handel und Tourismus herhalten.
Dabei spielt dies durchaus eine Rolle, wie Stadtmarketing-Chefin Anja Herdel erläuterte, die auf der Internationalen-Tourismusbörse in Berlin eine 3D-Brille für den virtuellen Gang über die Mathildenhöhe vorgestellt hatte. Auch eine Smartphone-App soll es bald geben, auf der man historische Ansichten der Stadtkrone 1901 mit dem Kamerabild heute überblenden kann.
Doch sollte die Kultur in der Digitalstadt mehr als Service-Applikation sein. „Die Digitalisierung ist heute so tief in der Gesellschaft verwurzelt, dass wir ein kritisches Auge darauf richten müssen, Fluch und Segen der Digitalisierung stärker zur Sprache bringen“, sagt Ludger Hünnekens. Mit sozialkritischem Sinn soll „die Kultur darüber unabhängig denken und sprechen“.
Erste Ergebnisse der diversen Digitalstadt-Initiativen werden bei einem „Bürger-Event“ am 26. September im Darmstadtium präsentiert. Im Frühjahr 2019 soll zum Thema eine Konferenz folgen.