Retrospektive Tom Sommerlatte in Taunusstein

Tom Sommerlatte mit einer seiner Skulpturen aus Hartstyropor im Gespräch mit Kurator Jörg Daur in seiner Ausstellung im Kunsthaus Taunusstein. Foto: Wolfgang Kühner  Foto: Wolfgang Kühner

Ein Heimspiel. Und das nicht nur, weil es Tom Sommerlatte von seinem Wohnsitz Engenhahn aus nicht weit hat nach Niederlibbach. Die Ausstellung, die ihm das Kunsthaus...

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TAUNUSSTEIN. Ein Heimspiel. Und das nicht nur, weil es Tom Sommerlatte von seinem Wohnsitz Engenhahn aus nicht weit hat nach Niederlibbach. Die Ausstellung, die ihm das Kunsthaus Taunusstein dort ausrichtet, steht auch vor einem verwandtschaftlichen Hintergrund: Der Künstler ist über mehrere Ecken mit Irene Haas verwandt, die mit ihrem Mann Ulrich van Gemmern seit zwei Jahren das mit eigenen Mitteln gebaute Kunsthaus führt. Zum ersten Mal wird nicht eine Ausstellung aus ihrer eigenen Sammlung gezeigt, sondern eine, die nicht damit in Verbindung steht. Und dazu noch eine Einzelschau.

Jörg Daur als Kurator gewünscht

Er habe sich gewünscht, dass Jörg Daur diese Retrospektive aus Anlass seines 80. Geburtstags kuratiere, erzählt der Maler. Den stellvertretenden Direktor des Landesmuseums Wiesbaden hatte er über den Museumsverein Ritschl näher kennengelernt – beide sind im Vorstand des Vereins, der sich um das Werk des 1976 in Wiesbaden gestorbenen Malers Otto Ritschl verdient macht. Die Auseinandersetzung mit Ritschl spürt man auch bei einigen von Sommerlattes Werken: Mit der, so Daur, „tonigen Farbigkeit“ in einzelnen Farbstimmungen, mitunter aber auch in bestimmten runden Formen. Dennoch: Sommerlattes Arbeiten haben einen ganz eigenen Ausdruck und besondere Charakteristika – durch alle Schaffensphasen seines bisher rund 60-jährigen Oeuvres. Das beginnt schon in der Studienzeit. Der 1938 in Dessau geborene Maler war damals dem elterlichen Rat gefolgt, studierte in Berlin Chemie und wurde später Manager bei Arthur D. Little. Die Berliner Jahre schlagen sich mit existenzialistischen Tuschfederzeichnungen und spätkubistischen Auflösungen nieder. Später entstanden drei Grafikeditionen, von Mitte der 70er bis in die 80er Jahre hinein. Radierungen und Zeichnungen, von denen einige auch als Gemälde ausgeführt sind: mit fragmentarischen Figuren, pastelligem Kolorit und Natur-Abstraktionen. Pastellig sind auch die „Kinderbilder“, die in den Räumen der zwölfköpfigen Kinderschar der Familie hingen, „einige wurden dabei auch etwas ramponiert“, schmunzelt Sommerlatte, der auch als Mitglied der „Gruppe 50“ in Wiesbadens Partnerstädten ausstellt. Besonders ungewöhnliche Arbeiten zeigt er in der sehenswerten Schau mit Skulpturen und Reliefs aus Hartstyropor, dem er mit einer erhitzten Klinge eigenwillige und organische Formen abgewinnt.

Eine besonders gelungene Wand ist die mit Bildern aus dem Sommerhaus der Familie in Frankreich: Wie in der Tradition der Expressionisten rund um Karl Schmidt-Rottluff sind hier farbstarke Bilder entstanden, herausragend das kontrastreiche „St. Palais“ von 2003 mit Blick vom Balkon des Hauses. Gleiches gilt für das Paar auf einer Straße in „La Rochelle“. Oft sind es Reisemotive, die sich niedergeschlagen haben in Bildern, und immer wieder mit kühner Architektur, die seinen Werken Struktur verleiht: Es ist ein spannendes, abwechslungsreiches Oeuvre. Er selbst sehe jetzt erstmals auch alles gleichzeitig, so Sommerlatte. Hundert Werke – ein reiches Malerleben.