Das Gemälde einer Rheinhessen-Landschaft entstand 1932. Es zählt zu den Spätwerken des impressionistischen Malers Carl Müller-Tenckhoff.
(Foto: Mainzer Kunstgalerie)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MAINZ - Knapp drei Wochen, nachdem Galerist Rolf Weber-Schmidt seine Schau- und Verkaufsräume am Weihergarten 11 geschlossen hat, kehrt schon wieder kreatives Leben in die ehemalige „Galerie Mainzer Kunst“ ein. Prof. Christian Vahl, Direktor der Herz- und Gefäßchirurgie an der Uni-Klinik und studierter Kunsthistoriker, hat die Räumlichkeiten angemietet, um auch weiterhin ausgewählten Künstlern der Region und darüber hinaus, aber auch hoffnungsvollen Talenten der Kunsthochschule Mainz ein Präsentationsforum zu bieten. Rolf Weber-Schmidt habe mit seiner Premium-Galerie im Herzen der Altstadt über mehr als zwölf Jahre hervorragende Arbeit geleistet, sagt Vahl. Das gelte es jetzt weiterzuführen. Allerdings unter dem neuen Namen „Mainzer Kunstgalerie“, wobei das alte Aushänge-Schild erhalten bleibe. Inhaltlich soll das neue Konzept vielfältiger und bunter gefächert sein, die Mainzer mehr zur Kommunikation mit den Künstlern und ihren Werken einladen.
Den etwas puristisch gefärbten Auftakt bildet ein einziges Gemälde des impressionistischen Malers Carl Müller-Tenckhoff, der 1936 in Mainz gestorben ist, aber in der Domstadt weitgehend in Vergessenheit geriet. Müller-Tenckhoff stammte aus Münster, studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie und siedelte später nach Mainz um, wo er mit seiner Familie sinnigerweise in der Münsterstraße wohnte. Er malte vor allem Landschaftsbilder seiner westfälischen Heimat, aber auch Ansichten von Mainz oder rheinhessische Naturimpressionen. Müller-Tenckhoff war Lehrer an der Mainzer Kunstgewerbeschule, arbeitete als Bühnenbildner für das Mainzer Theater und gilt als der bedeutendste Spätimpressionist in Rheinland-Pfalz. Einige seiner Arbeiten befinden sich im Landesmuseum. Ein Großteil der Werke ging tragischerweise verloren, als ein Brand während einer Ausstellung im Glaspalast München am 6. Juni 1931 viele der Gemälde vernichtete. Müller-Tenckhoff war ein geselliger Mensch, spielte Mandoline und Gitarre und schloß sich in Mainz der weltweit tätigen Bruderschaft der Schlaraffen als „Ritter Rubens der ideale Westfale“an.
Feldweg zwischen Bingen und Budenheim
Blickfang der Solo-Schau, zu deren Eröffnung am Freitag, 11. Januar, neben Prof. Vahl auch der Vorsitzende der Stiftung Schlaraffia Moguntia, Ulrich Drechsler, sowie der Enkel des Malers, Horst Müller-Tenckhoff, anwesend sein werden, ist eine 1932 entstandene Rheinhessen-Landschaft – ein Spätwerk des Künstlers. Das Gemälde in von Sonnenlicht durchbrochenen Brauntönen zeigt einen von kahlen Bäumen gesäumten Feldweg irgendwo zwischen Budenheim und Bingen, in dem sich Spurrillen eingegraben haben. Eine wie Eis glitzernde Pfütze droht diese kräftigen Erdgravuren auszulöschen.
Für Besucher ist die neue „Mainzer Kunstgalerie“ am Samstag, 12. Januar, von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Horst Müller-Tenckhoff, der das künstlerische Erbe seines Großvaters pflegt und verwaltet, wird das Gemälde dem Publikum näher erläutern. Auch eine Werkschau des Impressionisten, der die meiste Zeit seines Lebens in Mainz verbrachte, sei zu einem späteren Zeitpunkt vorstellbar, erzählt Vahl. Das Rheinhessen-Gemälde bleibt bis zum 25. Januar im Schaufenster der Galerie ausgestellt. Ab dem 26. Januar sind dann Stein-Skulpturen des in Lörrach lebenden Künstlers Bernd Goering zu sehen.
Die „Mainzer Kunstgalerie“ ist zunächst immer samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet, werktags nach Ankündigung.