Björn Drenkwitz und Dominik Halmer widmet sich die neue Ausstellung im Wiesbadener Bellevue-Saal.
WIESBADEN - Mit seiner Installation „Territory“ thematisiert Dominik Halmer im Projektraum des Museums Grundideen der Prozess- und Sinnhaftigkeit. Parallel überraschen der Berliner, der 2016 auch im Nassauischen Kunstverein ausstellte, und Björn Drenkwitz aus Frankfurt jetzt im Bellevue-Saal. „Intercourse“ heißt die dritte Zusammenarbeit der 40-jährigen Künstler. Zu ihr lud Drenkwitz Halmer 2017 ein. Anders als bei ihren Duo-Schauen in Frankfurt und Berlin, entwickelten sie für den Saal über ein Jahr den intensiven Dialog. Umso spannender macht ihn, wie beider Arbeiten trotz aller Unterschiedlichkeiten Überschneidungen verbinden. Dass auf Anhieb unklar ist, wer welches Werk schuf, schärft den eigenen Blick.
Wie im Museum öffnen Halmers Gemälde und Zeichnungen in Öl, Acryl, Tusche und Lack auf Leinwand und Nessel in Kombination mit Objekten wie Holzringen und Folie den Bildraum in die Realität des Saals. Für die extrem ästhetischen Arbeiten nutzt er Wissenschaftsverfahren verblüffend neu. Scheinbar radioaktiv machen per Cymoskopie visualisierte Töne auf einer Wasseroberfläche zum Beispiel Leben und Tod vom ersten Schrei bis zum letzten Atemzug greifbar. Mithilfe der Cyanotypie wird die Zeit selbst in Faltenwürfen des Papiers prozesshaft sichtbar.
Mit den Wänden korrespondieren beider Installationen im Saal. Hier bringt Halmer einen Medizinball mit Leuchte im Nussbaumgestell und eine strahlende Sonne auf Nessel in „Kontakt“, während Drenkwitz‘ zwölf Taschenuhren den Kreis schließen: Eingravierte Buchstaben ergeben den Satz AS TIME GOES BY. Durch die bewusste Wahl ihrer formalen Mittel treiben beide Künstler die Auseinandersetzung mit essentiellen philosophischen, gesellschaftlichen und erkenntnistheoretischen Fragen voran.