Sonderschau „50 Jahre Berufsverband der Kunsthandwerker“
Schöne Ästhetik tauglich für den Alltag: Unter dem Motto „Viele Wege – ein Ziel“ würdigt im Mainzer Landesmuseum eine Sonderausstellung das Jubiläum des Berufsverbands
Von Marianne Hoffmann
„Kunst entsteht im Auge des Betrachters“: Die Ausstellung im Landesmuseum öffnet den Blick für ein ästhetisch-kunstvolles, aber sehr praxisnahes Verständnis von Kunst und Handwerk.
(Fotos: hbz/Kristina Schäfer)
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MAINZ - Selten passt ein so oft genutztes Zitat wie „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ von Karl Valentin so gut in eine Ausstellung wie in diese, die den Titel „viele Wege – ein Ziel“ trägt. Bei der Ausstellung handelt es sich um eine Jubiläumsfeier für den seit 50 Jahren bestehenden Berufsverband der Kunsthandwerker in Rheinland-Pfalz (BKRLP). „Viele Wege – ein Ziel“ zeigt im Mainzer Landesmuseum einen repräsentativen Querschnitt dessen, was Kunsthandwerk bedeutet.
Die Palette ist breit: von Schmuck über Keramik, Holzverarbeitung, Glas-und Lichtkunst, Textiles von gewebt bis genäht. Das Bild des Kunsthandwerkes ist eine aufwendige Collage von höchster Präzision und subtilem Wissen um die Kunst. Bernd Roeter, Vorstandsvorsitzender des BKRLP, erzählt von Gerard Richter, dem teuersten zeitgenössischen Künstler, der gerade wieder zwei Kirchenfenster entworfen hat, und damit für ihn der bedeutendste Kunsthandwerker der Zunft ist.
„Kunst entsteht im Auge des Betrachters“, das kann man in dieser Ausstellung auf mannigfaltige Art überprüfen. Schaut man auf die Gefäße von Dorothee Wenz, die aus eingefärbtem Ton und Porzellan entstanden sind oder auf Jürgen Wilkens, grün gestapelten und gedrehten Glasskulpturen, der 2012 verstarb, oder Annette Brauers „MaTopi-Turm“ aus Steinzeug mit Unterglasmalerei, dann steht der Begriff Kunst vor dem Handwerk und wird erst bei genauerer Betrachtung zur Symbiose.
„Kunst entsteht im Auge des Betrachters“: Die Ausstellung im Landesmuseum öffnet den Blick für ein ästhetisch-kunstvolles, aber sehr praxisnahes Verständnis von Kunst und Handwerk. Fotos: hbz/Kristina Schäfer
Alltagsgegenstände, ob Spiegel oder Garderobe, kommen hier in apartem Gewand daher.
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In wenigen Tagen wird im Mainzer Landesmuseum die Hommage an 100 Jahre Bauhaus eröffnet werden. Das Bauhaus, das sich auf Material, Reduktion und Kunst beschränkte, wird perfekt mit der Kunsthandwerk-Ausstellung der 68 Künstler harmonieren. Was Bauhaus und Kunsthandwerk aus RLP gemeinsam haben, ist ihre Alltagstauglichkeit, die man dem „Grünholzstuhl“ von Frank Gabriel ebenso abnimmt wie dem Y-Stuhl von Hans Wegner. Und wenn es nicht alltagstauglich ist, dann ist es doch so schön, dass der „Traumstern“, ein Kaleidoskop-Objekt aus Glas, Aluminium und Holz von Ulrich Karl, an die Kostüme des Triadischen Ballets von Oskar Schlemmer heranreicht. Das ist zwar nicht ganz Bauhaus, eher Stuttgart, fand aber in einer Bauhaus-Ausstellung von 1923 in Weimar die notwendige Beachtung. Und Beachtung ist das, was das Kunsthandwerk verdient hat. Mit der Ausstellung zum 50. Jahrestag der Gründung des BK-RLP „Viele Wege – ein Ziel“ und dem Katalog, der zur Ausstellung entstanden ist, bieten sich einem breiten Publikum neue Wege zur Kunst, die die Sinne beflügelt , und zum Handwerk, das der Ewigkeit verpflichtet ist.
ZUR AUSSTELLUNG
„Viele Wege – ein Ziel“, 50 Jahre Berufsverband Kunsthandwerk Rheinland-Pfalz e.V. ist bis zum 3.November 2019 im Mainzer Landemuseum zu sehen. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen, der für 20 Euro im Museumsshop erhältlich ist. Alle ausgestellten Werke kann man käuflich erwerben, eine Preisliste mit Kontakten liegen in der Ausstellung aus.
Alle Infos zur Ausstellung im Internet unter: www.landesmuseum-mainz.de