Sie ist zurück. Und sie will angreifen. Xenia Stolz, Deutsche Hallenmeisterin im Weitsprung von 2012, ist nach ihrer Babypause zurück im Training beim Wiesbadener...
WIESBADEN. Sie ist zurück. Und sie will angreifen. Xenia Stolz, Deutsche Hallenmeisterin im Weitsprung von 2012, ist nach ihrer Babypause zurück im Training beim Wiesbadener Leichtathletikverein. Gesprintet ist sie schon. Mit der 4x100 Meter-Staffel belegte sie bei den Hessischen Meisterschaften im Mai in Bebra den zweiten Platz. „Laufen geht schon ganz gut. Das Springen ist dagegen noch ungewohnt für mich. Mein Körper hat sich nach der Schwangerschaft verändert und die Muskeln sind nicht mehr trainiert.“ Gegen Ende des Sommers will die 29-Jährige aber wieder voll ins Training einsteigen.
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Viele Babysitter im Wiesbadener LV
Nach den Deutschen Hallenmeisterschaften im Februar 2017 in Leipzig wurde sie schwanger, berichtet sie, und hielt sich vorerst mit leichtem Laufen fit, später nur noch mit Aquajogging, Fahrradfahren und Gewichtübungen. „Ich wollte meiner Form nicht lange hinterherlaufen und deswegen solange fit bleiben, wie möglich.“ Stolz war von Anfang an klar, dass sie wieder einsteigen will, und begann zwei bis drei Wochen nach der Geburt im Dezember 2017 schon wieder mit ersten Kräftigungsübungen.
Ende März flog sie mit Töchterchen Julina ins Trainingslager nach Portugal. „Ich dachte mir vorher schon, dass ich durch das mitreisende Team bestimmt viele Babysitter haben werde, und konnte tatsächlich jede Einheit auch ganz entspannt mitmachen.“ Auch im Training zurück in Wiesbaden hat Stolz Glück mit ihrem kleinen Schützling. „Julina macht aktuell überhaupt keine Probleme und ist auf dem Sportplatz auch relativ ruhig.“ Sechsmal die Woche trainiert Stolz im Helmut-Schön-Sportpark oder in der Halle an der Wettiner Straße. Zweimal die Woche davon ist Sprungtraining angesagt und Physiotermine kommen noch oben drauf. Elternzeit sei da nicht viel drin. „Beim Springen lasse ich die Kleine doch gerne zu Hause, da ich mich bei jedem Geräusch, das sie macht, abgelenkt fühle. Und beim Springen brauche ich meine ganze Konzentration auf der Bahn“, erklärt sie. Ab Januar kommt ein weiterer Stressfaktor hinzu. Denn dann ist Stolz auch wieder als Kommissarin bei der Hessischen Polizei im Rahmen der Sportfördergruppe tätig. Tochter Julina wird an stressigen Tagen eine Tagesmutter besuchen. Doch zu viel will Stolz ihre Tochter natürlich auch nicht abgeben. Organisation sei eben alles, erklärt sie, und fügt hinzu: „Wenn man keine andere Wahl hat, geht das schon.“
Gemeinsam mit ihrem Weitsprungtrainer Peter Rouhi will sie sich auf die anstehende Zeit vorbereiten. „Peter ist ein sehr guter Trainer. Er kennt meinen Körper und weiß, wie weit ich gehen kann“, sagt die Athletin.
Guter Trainer, schlechte Trainingsbedingungen
Seit 2007 betreibt Stolz Leistungssport. Seit 2014 trainiert sie in Wiesbaden. Mit den Jahren hat sie viel gelernt und weiß, dass ein guter Trainer und eine gute Trainingsgruppe mindestens so wichtig sind, wie die Trainingsgegebenheiten vor Ort. Die Möglichkeiten in Wiesbaden seien zwar nicht die besten, aber einen neuen Trainer zu suchen, käme für sie nicht in Frage. „Wenn Peter umzieht und woanders trainiert, werde ich ihm hinterherziehen“, sagt sie. Die Weichen für ihre Zukunft sind also gestellt. Ans Aufhören verliert sie keine Gedanken. „Ich würde jetzt gerne schon wieder Wettkämpfe springen, aber das ist momentan nicht realisierbar. Mein Körper ist noch nicht so weit“, erklärt die Weitspringerin, die eine Bestweite von 6,74 Meter aus dem Jahr 2015 zu Buche stehen hat. Der Plan von Stolz und Trainer Rouhi ist es, im Winter richtig durchzustarten, um wieder an die deutsche Spitze anzuknüpfen. „Ich habe natürlich auch Druck. Ich bin nicht mehr die Jüngste, will aber noch ein paar Jahre meine Leistung bringen und auch verbessern. Ich bin noch lange nicht am Ende.“
Ihr Traum ist es, 2020 bei Olympia anzutreten. „Schritt für Schritt geht es voran. Und Olympia bleibt einfach ein Traum, den ich mir erfüllen will“, sagt Stolz. Sie will ihre Leistung ausreizen und noch mal angreifen: „Und ich weiß, dass ich das kann.“
Von Lisa Marie Christ