Marc Sieber staunte Bauklötze. Einen solchen Alm-auftrieb hatte der Neuzugang des Tennis-Hessenligisten Wiesbadener THC in seiner langen Tenniskarriere bei einem Medenspiel...
WIESBADEN. Marc Sieber staunte Bauklötze. Einen solchen Alm-auftrieb hatte der Neuzugang des Tennis-Hessenligisten Wiesbadener THC in seiner langen Tenniskarriere bei einem Medenspiel selten erlebt. Über 600 Zuschauer waren zum mit Spannung erwarteten Stadtderby zwischen dem WTHC und dem TC Blau-Weiß in das Nerotal gekommen. „In Bremerhaven waren in der 2. Liga vielleicht ein Drittel davon da“, befand der 29-jährige Münchner, der jahrelang im hohen Norden in der Bundesliga und in der 2. Liga gespielt hatte.
Marc Sieber von Atmosphäre überrascht und motiviert
Nun ist das Duell der beiden Wiesbadener Hessenligisten alljährlich etwas Besonderes. Quasi der Höhepunkt der heimischen Tennissaison. Das war auch in diesem Jahr nicht anders. War das Derby sportlich in den vergangenen Jahren zumeist ein Duell auf Augenhöhe, so setzte sich in diesem Jahr der Wiesbadener THC eindeutig mit 6:3 gegen das Ensemble von der Blumenwiese durch. Und das völlig verdient.
Für Marc Sieber, aktuell immerhin die Nummer 26 der Deutschen Rangliste, war es das erste Stadtderby. Auch den Sohn einer Philippinin und eines Deutschen schien die Atmosphäre besonders zu motivieren, setzte er sich doch in seinem Einzel souverän mit 6:3, 6:0 gegen Daniel Czepielewski durch. Der Blau-Weiße konnte nur zu Beginn des Spieles mithalten, führte da gar mit 3:1. „Er hat mich am Anfang etwas überrascht“, gestand Sieber ein. „Danach habe ich jedoch aggressiver gespielt und hatte keine Probleme mehr.“
Es hätte nicht viel gefehlt und der Mann aus der bayerischen Landeshauptstadt hätte in diesen Tagen sogar die Qualifikation für Wimbledon bestreiten können. Am Ende reichte jedoch sein aktueller Weltranglistenplatz 365 nicht aus. Dennoch, so einen Hauch von Wimbledon brachte Sieber schon mit in das Nerotal. Schließlich hat er in der Jugend schon gegen den diesjährigen Finalisten Marin Cilic gespielt.
Die berühmten Erdbeeren gab es zwar nicht auf der prall gefüllten Terrasse des Clubhauses, doch die Atmosphäre war schon etwas besonderes. Fand auch WTHC-Youngster Niklas Schell. „Das Derby hat mich heute sehr motiviert“, gestand der 18-Jährige nach seinem 6:1, 6:0-Kantersieg gegen Joel Link ein. Mit seinen knallharten Aufschlägen und Vorhandbällen zermürbte Schell den 20-jährigen Blau-Weiß-Neuzugang. Ausschlaggebend für den bisher so guten Verlauf der Saison war für Schell der Sieg am letzten Wochenende gegen Eintracht Frankfurt. „Das war sicher ein Meilenstein für unsere Mannschaft.“
„Suboptimale Saison“ für das Team von der Blumenwiese
Naturgemäß nicht zufrieden war natürlich Moritz Geis. Nicht nur, weil der Mannschaftsführer des TC Blau-Weiß sein Einzel gegen Robert Schulze mit 4:6, 4:6 verlor. Nein, es läuft in diesen Tagen überhaupt nicht für den letztjährigen Vizemeister aus dem Kurpark. „Diese Saison ist für uns bis jetzt suboptimal“, findet der 20-jährige Blondschopf. „Wir müssen uns um 100 Prozent steigern“, fordert er. Stimmt. Vor allem Dorian Descloix, in den letzten Jahren bei den Blau-Weißen ein Sieggarant, ist weit von seiner Bestform entfernt, verlor gegen Artem Smirnov sang- und klanglos mit 1:6, 2:6. Blieben als blau-weiße Aktivposten in den Einzeln nur Dean Jackson (6:3, 2:6, 6:1 gegen Calin Paar) und Julien Mesequer (6:2, 6:2 gegen Carlo von Hanstein).
Marc Sieber zeigte derweil später seine Klasse auch im Doppel an der Seite von Artem Smirnov. Beide gewannen gegen Daniel Czepielewski und Julien Mesequer mit 6:4, 6:2. Seinem neuen Verein gibt der sympathische Bayer nur die Bestnote. „Eine tolle Mannschaft mit einer guten Atmosphäre im Team.“ Und vor allem bleiben Sieber nun die langen Fahrten nach Bremerhaven erspart.