Frankfurt (red/ine). Wer beurteilen will, wie sich unsere Umwelt langfristig entwickelt hat, kommt an naturkundlichen Sammlungen nicht vorbei. "Kurzfristige Veränderungen kann...
FRANKFURT FRANKFURT. Frankfurt (red/ine). Wer beurteilen will, wie sich unsere Umwelt langfristig entwickelt hat, kommt an naturkundlichen Sammlungen nicht vorbei. "Kurzfristige Veränderungen kann man messen oder beobachten; langfristige Entwicklungen, wie das globale Artensterben oder die Auswirkungen des Klimawandels, lassen sich oft nur anhand von Sammlungen rekonstruieren", so Dr. Christian Printzen, Kurator am Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt. Um diese Infos besser nutzen zu können, wird nun die Moossammlung des Nobelpreisträgers Carl Bosch (1874-1940) digitalisiert.
Begeisterter Botaniker, Geologe und Zoologe
Der Mit-Entwickler des Haber-Bosch-Verfahrens und Vorstandsvorsitzende der BASF war nicht nur Chemiker, sondern in der Freizeit auch leidenschaftlicher Botaniker, Geologe und Zoologe. Der größte Teil seiner Sammlungen mit Fossilien, Insekten, Mineralien, Flechten und Moosen ist heute im Besitz des Senckenberg-Instituts in Frankfurt. Seine Erben hatten große Teile an die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt übergeben. Sein Moos-Herbar umfasst rund 17 000 Belege aus den Jahren 1817 bis 1921. Seine Erben hatten es in den frühen 60er Jahren - wie auch weitere Teile seiner Sammlungen - an die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt übergeben, wo es seitdem konservatorisch bearbeitet und erschlossen wird. Dazu gehört nicht nur das Sichern der Belege in säurefreien Papierkapseln, sondern auch die Erfassung der Funddaten und die Überprüfung der oftmals veralteten wissenschaftlichen Namen.
Diese Erschließung historischer Sammlungen ist alles andere als einfach, wie Gerhard Winter, ehemaliger Leiter der Museumspädagogik des Senckenberg Naturmuseums, bestätigen kann. Als Pensionär kümmert er sich seit Jahren ehrenamtlich um die Moos-Sammlungen: "Die Belege sind zwar sorgfältig in Papierumschlägen verpackt, aber oft nur handschriftlich etikettiert - eine Herausforderung. Für die Erschließung des Moos-Herbars von Carl Bosch hätte ich als einzelne Person 20 Jahre gebraucht."
Dank der Klaus Tschira Stiftung - deren Sitz heute die Villa Carl Boschs in Heidelberg ist - nimmt die Erschließung des Herbars Fahrt auf. Die Stiftung fördert das Projekt mit knapp 90 000 Euro. In den nächsten drei Jahren soll die Sammlung vollständig digitalisiert werden. Außerdem sollen die Belege in einer Online-Datenbank verfügbar gemacht werden.