City-Bahn: Ortsbeiräte von Kastel und Amöneburg befürworten...

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Die Beatus-Rhenanus-Brücke ist eine neue Brücke für Trambahnen, Fußgänger und Radfahrer zwischen Kehl und Straßburg. Manche Kasteler betrachten sie als ein Vorbild. Foto: Wolfgang Wenzel  Foto: Wolfgang Wenzel

Die City-Bahn erhält Rückenwind. Bei einer Sondersitzung stützten die Ortsbeiräte beider Stadtteile das Nahverkehrsprojekt. Sie nahmen die Vorplanung zur Kenntnis. Vier...

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KASTEL / AMÖNEBURG. Die City-Bahn erhält Rückenwind. Bei einer Sondersitzung stützten die Ortsbeiräte beider Stadtteile das Nahverkehrsprojekt. Sie nahmen die Vorplanung zur Kenntnis. Vier Gegenstimmen gab es im Kasteler Beirat von SPD, AUF und FDP. Knackpunkt war die Passage über die Theodor-Heuss-Brücke. Der Amöneburger Ortsbeirat stimmte geschlossen für das Konzept. Gefordert wurde bei der Sitzung der Bau einer weiteren Verbindung über den Rhein nach Mainz.

Man solle in Dreigottesnamen die Streckenführung beschließen und Dampf für den Bau einer zusätzlichen Brücke machen, sagte Ronny Maritzen (AUF). Auch er sei nicht gegen eine City-Bahn, wohl aber gegen eine Trasse auf der Brücke, sagte Josef Kübler (SPD). Sie sei dagegen etwas im Hinblick auf die Heuss-Brücke absegnen zu sollen, das ihr nach der Devise „Friss, Vogel oder stirb“ hingeworfen worden sei, sagte Irmi Jungels (AUF). Mindestens eine Brücke nach dem Vorbild von Straßburg und Kehl müsste drin sein.

Betreibergesellschaft sammelt Fachwissen

Zwei Stunden lang wechselten Argument und Gegenargument bis ins Detail, Mitte August soll es mit dem Schwerpunkt Hochkreisel weitergehen. Ortsvorsteherin Christa Gabriel (SPD) erinnerte daran, dass es nur um eine Vorplanung gehe und nicht um eine abschließende Entwurfsplanung. Die werde noch entwickelt, dafür brauche die Betreibergesellschaft das Fachwissen der Ortsbeiräte, sagte Eswe-Geschäftsführer Hermann Zemlin. Viele Fragen hauptsächlich von Jutta Deusser-Bettin (FDP) bezogen sich auf die Gestaltung der City-Bahn-Trasse, die in Amöneburg fahrbahngleich, in Kastel in der Wiesbadener Straße aber auf einer eigenen Trasse verlaufen werde. Sie werde durch eine Bordsteinkante von der Fahrbahn abgetrennt. Der Witz an der Bahn mit der eigenen Trasse sei, dass sie schneller und zuverlässiger vorankomme, ohne im Stau zu stehen, sagte Zemlin. Das werde auch für die Heuss-Brücke, auf der die Extraspur nicht räumlich, durch Ampelsteuerung aber zeitlich geschaffen werde. Außerdem fördere der Bund nur Strecken, die getrennt von den Autospuren verliefen. Das Land gebe zwar noch etwas hinzu, trotzdem müssten die Abschnitte dazwischen so kurz wie möglich gehalten werden. Sylvia Schob vom Seniorenbeirat sowie Jutta Deusser-Bettin (FDP) hatten zuvor die Frage nach der Barrierefreiheit aufgeworfen. Ob die Bahntrasse von jemandem mit Rollator oder Kinderwagen überwunden werden könne, wie es mit den Autoausfahrten an Grundstücken ausschaue, die an getrennten Trassen lägen. Dann müssten Fahrer, die in Gegenrichtung wollten, bis zu einer Wendemöglichkeit fahren, an denen Unfallschwerpunkte provoziert würden, sagte Deusser-Bettin. Fußgänger kämen überall über die Gleise. An bestimmten Stellen werde man die Trasse auch mit dem Auto queren können, sagte Geschäftsführer Zemlin. Die Stellen würden später in einer Entwurfsplanung festgelegt. Uwe Hiltmann, City-Bahn-Prokurist, erläuterte den Verlauf der Bahntrasse und die Lage der Haltestellen. In Amöneburg vor dem früheren Dyckerhoff-Werksparkplatz werde eine Haltestelle eingerichtet, in der Wiesbadener Straße in Höhe der Feuerwache eine weitere. Dort sei um die Ecke am Otto-Suhr-Ring der zweite Teil dieses Haltepunkts vorgesehen, zunächst für Busse, später vielleicht für einen weiteren City-Bahn-Ast in Richtung Ostfeld.

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In der Wiesbadener Straße an der Einmündung der Johannes Gossner-Straße werde ein dritter Stopp geplant, der vierte in Kastel werde sich auf der Rampenstraße kurz vor dem Hochkreisel befinden. Rose-Marie Künz (SPD) fand, die City-Bahnen würden so lang, dass sie vom Hochkreisel bis weit hinab auf die Rampenstraße hinabreichten. Eingesetzt würden Wagen in Doppeltraktion, mit zwei aneinandergekoppelten Einheiten, die zusammen 70 Meter lang seien. Die Haltestellen würden auf eine Länge von 90 Meter ausgelegt, sagte City-Bahn-Vertreter Hillmann.

Hartmut Bohrer (AUF) warnte vor überspannten Erwartungen an eine City-Bahn. Die Staus in Kastel würden durch das Nahverkehrsmittel nicht aufgelöst. Es gebe keinen Ast zur Boelckestraße, dort sei nicht einmal eine Busspur geplant. Bohrer erinnerte daran, dass vor 20 Jahren bei dem damals gescheiterten ersten Anlauf für eine Stadtbahn eine Anbindung von Wohnvierteln wie Sampel und Krautgärten gefordert wurde. Damals sollte die Trasse in Kastel durch unbewohntes Gebiet laufen, heute sei wenigstens die Wiesbadener Straße geplant. Weshalb die Stadt nicht schon vor 20 oder 30 Jahren eine weitere Rheinbrücke errichtet habe, wo das Bahnprojekt schon so lange im Schwange sei, fragte Josef Kübler (SPD). „Wir sind für eine neue Brücke“, erwiderte City-Bahn-Geschäftsführer Zemlin. Man wolle aber nicht weitere 20 bis 30 Jahre warten, bis der Prozess von der Idee bis zur Ausführung beendet sei. „Deswegen fahren wir über die Heuss-Brücke“, sagte Zemlin.