Beste Unterhaltung im Kostheimer Mathildenhof bei Mord- und...

Der Frauenchor „Cappriccio Musicale“ singt von Schauergeschichten – wahren und erfundenen.Foto: hbz/Harald Linnemann  Foto: hbz/Harald Linnemann
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Moritat – die Herkunft des Wortes ist unsicher. Angeblich soll Moritat aber auf Mordtat oder Moralität zurückgehen. Die Etymologie scheint Programm, denn am Sonntag...

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KOSTHEIM. Moritat – die Herkunft des Wortes ist unsicher. Angeblich soll Moritat aber auf Mordtat oder Moralität zurückgehen. Die Etymologie scheint Programm, denn am Sonntag verwandelte sich der Kostheimer Mathildenhof im Rahmen der AKK-Kulturtage in eine Spielstätte schauriger Mord- und Gräuelgeschichten.

Musenklänge und Zeitungsartikel

Unter der Leitung von Angelika Theobald und der Überschrift „Schreckliches trug sich zu…“ erweckte der zwölfköpfige Frauenchor „Cappriccio Musicale“ alte Moritaten und zum Teil wahre Schauergeschichten musikalisch zum Leben. Mit liebevoll ausgewählten Kostümen bekleidet, sangen die Frauen von Räubern und Wilddieben, von Mord und Totschlag und anderem Unglück.

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit dem deutschen Volkslied „Sabinchen war ein Frauenzimmer“, das erstmals 1849 in der Liedersammlung „Musenklänge aus Deutschlands Leierkasten“ dokumentiert wurde. Dies sei keine echte Moritat, sondern eine Parodie, heißt es im Programmheft der Veranstaltung. Zwischen den musikalischen Beiträgen des Frauenchors wurden Zeitungsartikel aus vergangen Zeiten verlesen. Die Schlagzeilen spiegelten die Schaurigkeit der Texte wieder. „Jagd auf Wilderer: Polizei findet verbrannte Leiche“ aus „Die Presse von 2013“ oder „Die Todesschüsse der Ingrid van Bergen“ aus „Die Zeit von 1977“ sind zwei Überschriften der insgesamt sieben Artikel.

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Diese Geschichten, die modernen Moritaten, präsentierte der Förderverein der Stadtteilbibliothek Kostheim. Mitglieder des Vereins lasen die Zeitungstexte, wie zum Beispiel den über Gisela Werler, die legendäre Bankräuberin aus Hamburg, die an den falschen Mann geriet.

Aber auch die Lieder erzählen Geschichten. Im volkstümlichen Lied „Der Wildschütz Jennerwein“ von 1860 geht es um einen bayrischen Wilderer – den legendären Georg „Girgl“ Jennerwein (1848 - 1877). Wilddiebe wurden damals gerne euphemistisch als „Wildschütze“ bezeichnet und galten als Rebellen gegen die Obrigkeit.

Die musikalischen Stücke wurden zum Teil von Herbert Jack am Leierkasten begleitet. Als Lektüre für zu Hause bot der Förderverein der Bücherei gegen Spenden Krimis an.