Von Peppi SchmittPADERBORN - Nun hat auch die Frankfurter Eintracht ihre erste Auswärtsniederlage bezogen und sie war so unnötig wie ein Kropf. Mit 1:3 (0:0) unterlag der hessische Fußball-Bundesligist beim SC Paderborn und gab das Spiel genau in dem Moment aus der Hand, als man eigentlich auf die Siegesstraße eingebogen war.
Nach Alex Meiers Führungstor (57.) verloren die Frankfurter aus unerfindlichen Gründen völlig die Ordnung und zu Recht das Spiel. Zwischenzeitlich war die Eintracht auf Rang drei vorgerückt, am Ende der 90 Minuten liegen sie auf Platz acht. So eng geht es in der Bundesliga zu. „Wir haben eine gute Möglichkeit vergeben, Paderborn hat verdient gewonnen“, ärgerte sich Frankfurts Trainer Thomas Schaaf. „Wir müssen heute unzufrieden sein.“
- SC Paderborn - Eintracht Frankfurt 3:1
SC Paderborn: Kruse - Heinloth, Strohdiek, Hünemeier, Brückner - Ziegler - Koc (87. Hartherz), Rupp (64. Kutschke), Vrancic, Stoppelkamp - Kachunga (64. Duksch).
Eintracht Frankfurt: Wiedwald - Ignjovski (68. Chandler), Russ, Anderson, Oczipka - Medojevic (77. Aigner), Hasebe - Piazón, Meier, Inui - Seferovic.
Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach)
Zuschauer: 15.000
Tore: 0:1 Meier (57.), 1:1 Duksch (66.), 2:1 Hünemeier (79.), 3:1 Kutschke (85.)
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Harmlose Offensive
Auch diesmal hatte der gebürtige Mannheimer wieder eine Überraschung parat. Für den am Donnerstag nach einem Außenbandriss operierten Carlos Zambrano kam Lucas Piazon in die Mannschaft. Marco Russ wechselte vom Mittelfeld in die Innenverteidigung, Stürmer Piazon spielte in einem Vierer-Mittelfeld auf der rechten Seite. Eine Rolle spielten dann weder der brasilianische Angreifer noch das leicht veränderte System.
Das Spiel erstickte von Beginn an in gegenseitigem Respekt. Keines der beiden Teams traute sich etwas, heraus kam ein Langweiler erster Güte. Bis zur Pause gab es nur eine einzige echte Torgelegenheit, die war aber hochkarätig. Slobodan Medojevic war im Mittelfeld ein schlimmer Fehlpass unterlaufen. Über Süleyman Koc kam der Ball nach innen, Bamba Anderson kam zu spät und Elias Kachunga stand völlig frei fünf, sechs Meter vor dem Tor. Doch der Paderborner Angreifer traf den Ball nicht richtig, brachte ihn nicht auf‘s Tor. Die Eintracht ihrerseits brachte nach vorne überhaupt nichts. Paderborns Torwart Lukas Kruse musste in den ersten 45 Minuten keinen einzigen Ball abwehren. Das war geradezu peinlich harmlos.
Aggressiver in der zweiten Halbzeit
Meier war abgemeldet, Seferovic war abgemeldet, ab und zu kamen die Frankfurter über links durch. Aber Takashi Inui konnte sich wie so oft kaum durchsetzen. Und dann brauchten die Gäste sogar noch einmal ein bisschen Glück. Zwei Minuten vor der Pause rettete Bastian Oczipka mit dem Kopf, Inui wollte den Ball im Strafraum mit der Brust annehmen. Doch er erwischte das Spielgerät mit dem Oberarm. Schiedsrichter Deniz Aytekin ließ weiterlaufen. Es hätte auch Elfmeter geben können.
Die zweite Halbzeit wurde die Eintracht besser, weil sie endlich aggressiver spielte. Und sie ging in der 57. Minute mit der ersten vernünftigen Aktion, mit dem ersten Schuss in Führung. Oczipka hatte Inui auf der linken Seite freigespielt, der Japaner passte hart und flach nach innen und Meier schob den Ball aus zwölf Metern ins Tor. Nun sprach Vieles für die Eintracht, doch es kam alles ganz anders. Paderborns Trainer André Breitenreiter reagierte mit zwei offensiven Einwechslungen, die Frankfurter wussten kein Gegenmittel, waren nun auch taktisch von den neuen Aufgaben wieder überfordert. Der gerade für Kachunga gekommene Marvin Duksch erzielte in der 66. Minute mit einem fantastischen Volleyschuss aus 18 Metern ins lange Eck den Ausgleich.
Selbstkritik bei den Spielern
Dass die Eintracht nach der Führung wackelte, dann aber nach dem Ausgleich ihre beste Phase hatte, gehörte zu den Kuriositäten der Partie. Es war nun eine offene Feldschlacht, die Inui für die Frankfurter hätte entscheiden können. Doch der Japaner vergab in der 69. und 71. Minute die Führung, weil er zu lange zögerte. Die Frankfurter hatten nun keine Ordnung mehr. Zunächst verpasste Seferovic bei seiner ersten und einzigen Chance das 2:1, ehe das Unheil seinen Lauf nahm. Uwe Hünemeier nutzte die einzige Unaufmerksamkeit von Marco Russ zum 2:1 und in der 85. Minute gelang dann dem gemeinsam mit Duksch eingewechselten Stefan Kutschke sogar noch der dritte Treffer. Breitenreiter sprach von einem „goldenen Händchen“ bei den Auswechslungen.
Sein Frankfurter Kollege hat einen ganz einfachen Grund für die Niederlage festgestellt. „Wir haben einfach nicht die Entschlossenheit gehabt wie Paderborn“, sagte Schaaf. Und die Spieler zeigten viel Selbstkritik. „Diese Niederlage haben wir uns selbst zuzuschreiben“, meinte Oczipka. „Warum wir nach dem Ausgleich so aufgetreten sind, weiß ich auch nicht.“ Spielmacher Hasebe wurde auch deutlich. „Wir haben es dem Gegner leicht gemacht.“
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