Von Tobias GoldbrunnerFRANKFURT - Um kurz nach 10 Uhr trat Heribert Bruchhagen, Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt, am Sonntagmorgen vor die Arena des Fußball-Bundesligisten. Und verkündete die Entscheidung, die jeder erwartet hatte: Armin Veh ist nicht mehr Trainer der abstiegsbedrohten Eintracht.
Es nieselte, ein kalter Wind wehte, als Bruchhagen schweren Herzens verkündete: "Wir haben die Situation genau analysiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es das Beste für Eintracht Frankfurt und Armin Veh ist, dass wir uns von ihm trennen. Unser oberstes Ziel ist es, die Klasse zu halten." Bruchhagen hatte unmittelbar zuvor die Mannschaft informiert. Die Spieler, die am Samstag beim 1:1 gegen den FC Ingolstadt im Einsatz waren, gingen anschließend zum Auslaufen. Ohne Stellung nehmen zu wollen.
- Muskelfaserriss bei Stendera
- Nachdem Kapitän Alexander Meier (Knieverletzung) auf unbestimmte Zeit fehlt, muss die Eintracht in den kommenden Wochen auch auf Marc Stendera verzichten. Der Mittelfeldspieler hat sich beim 1:1 gegen den FC Ingolstadt einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zugezogen und muss zwei bis drei Wochen pausieren.
- Außerdem bangt die Eintracht um Carlos Zambrano: Der Innenverteidiger musste am Samstag aufgrund einer Oberschenkelzerrung ausgewechselt werden. Sein Einsatz am kommenden Samstag (15.30 Uhr) beim Auswärtsspiel in Mönchengladbach ist gefährdet.
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Die Reservisten trainierten unter Co-Trainer Reiner Geyer auf dem Platz vor der Arena. Geyer wird zunächst interimsweise das Training leiten. Schon am kommenden Samstag beim Auswärtsspiel in Mönchengladbach soll allerdings ein neuer Chefcoach auf der Bank sitzen. "Das ist unser Ziel", erklärte Bruchhagen. Gehandelt werden viele Namen: Kosta Runjaic, Jens Keller, Lucien Favre, Jos Luhukay, Markus Gisdol, Alexander Schur - die Liste der möglichen Kandidaten ist lang. Bruchhagen wollte keinen der Namen kommentieren. "Ich bin sicher, dass Sportdirektpr Bruno Hübner zeitnah einen neuen Trainer präsentieren wird." Gesucht wird nicht allein ein Retter, sondern ein Trainer für die Zukunft. Der ehemalige Hoffenheimer Gisdol meinte wenig später im "Sport 1 Doppelpass": "Ich sage Frankfurt weder zu noch ab." Mirko Slomka winkte bereits ab.
Seit Wochen auf sportlicher Talfahrt
Veh, der erst im Sommer seine zweite Amtszeit am Main begonnen hatte, gar vom Europacup träumte, weilte am Sonntagmorgen längst nicht mehr in Frankfurt. Unmittelbar nach seinem "Endspiel" gegen Ingolstadt hatte der 55-Jährige bereits konsterniert gewirkt. "Keine Ahnung", sagte Veh auf die Frage, wie er seine Situation einschätzt. In der Nacht setzten sich die Verantwortlichen der Eintracht zusammen und entschlossen sich letztlich, Veh zu beurlauben. "Es war ein einstimmiges Votum", verriet Bruchhagen. Hübner überbrachte Veh die Entscheidung persönlich, im Anschluss riefen Bruchhagen und Aufsichtsratschef Wolfgang Steubing den Augsburger an.
"Armin Veh war am Ende nicht ratlos, aber er hat selbst feststellen müssen, dass die Entscheidungen, die er getroffen hat, nicht mehr gegriffen haben", erläuterte Bruchhagen, der glaubt: "Natürlich wird er traurig sein. Er dürfte aber auch erleichtert sein, dass er nicht mehr den Druck verspürt." Seit Wochen befindet sich die Eintracht auf einer sportlichen Talfahrt, steht mittlerweile auf dem Relegationsrang. Gegen Ingolstadt hatten die Fans erneut den Rauswurf von Veh gefordert. Bruchhagen: "Wir wünschen uns, dass ein neuer Trainer neue Impulse setzen kann, um das Umfeld zu befrieden und die Leistung des Teams zu steigern." Bruchhagen erinnerte daran: "Jeder hat seinen Beitrag dazu geleistet, dass es soweit gekommen ist."
Teile der Mannschaft hatten sich am Samstagabend noch für Veh ausgesprochen. "Es gibt keinen innerhalb der Mannschaft, der unzufrieden mit Armin Veh ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nur mit ihm unten raus kommen - und keinem anderen", sagte Co-Kapitän Marco Russ nach Ingolstadt-Remis - dem siebten sieglosen Spiel in Folge. Auch Bruchhagen hielt bis zuletzt an Veh fest. "Ich bin der gesicherten Überzeugung, dass es bis zum Schluss zwischen der Mannschaft und Armin Veh gestimmt hat." Der Druck wurde nun aber zu groß. Zumal Bruchhagen nicht mit dem fünften Abstieg der Eintracht im Sommer aus seinem Amt scheiden möchte.
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