Hohes Leistungsniveau: Die Leistungen der Frankfurter haben sich zuletzt auf ziemlich hohem Niveau eingependelt. Ob in Dortmund (2:3), gegen Mainz (3:0), in Bremen (1:2) oder nun gegen Hoffenheim, die Eintracht spielt nicht fehlerlos, aber unabhängig vom jeweiligen Resultat immer attraktiv, erreicht immer ein bestimmtes Level. Die Mannschaft hat unter Beweis gestellt, dass sie mit allen vermeintlich „Großen“, Ausnahme FC Bayern, mithalten kann. Die Spiele sind ansehnlich, die Zuschauer sind begeistert, auswärts wie daheim. Trainer Kovac hat dem Spiel eine klare Struktur gegeben, die Spieler wissen, was sie zu tun haben. „Wir haben vorher gewusst, wie stark die Eintracht ist“, hat gerade Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann gesagt, „und heute hat sich das bestätigt.“
Arbeit des Trainers: Die Arbeit des Trainers ist ein Pfund, mit dem die Eintracht wuchern kann. Kovac ist kreativ und innovativ, wechselt Spieler und Spielsysteme, hat die Mannschaft so weit gebracht, dass Taktikwechsel während der 90 Minuten möglich sind. „Trainer müssen genauer hinschauen als vor 20, 30 Jahren“, sagt er, „wir müssen immer wieder auf Maßnahmen der anderen reagieren.“
Breiter Kader: Zu den Stärken gehört der breite Kader. Kovac hat zuletzt immer mehr rotiert. Es kehren Spieler von der Bank oder der Tribüne zurück, die sofort gute Leistungen bringen. Das war mit Beginn der Rückrunde Jonathan de Guzman, der längst zu einem prägenden Faktor geworden ist. Luka Jovic ist der Torjäger der Rückrunde, nachdem er in der Vorrunde meist draußen gesessen hatte. Gegen Hoffenheim spielte überraschend Jetro Willems linker Verteidiger – und er spielte gut. „Ich habe drei sehr gute Verteidiger“, sagt Kovac. Danny da Costa, Timmy Chandler, der diesmal draußen geblieben war, und Willems sind Spieler, auf die er sich verlassen kann. Der Holländer Willems ist endlich so gradlinig aufgetreten wie erhofft. „Keinen Zirkus machen, mehr nach vorne gehen“, war die Ansage des Trainers. Er hat es umgesetzt. Mit Marco Fabián ist ein weiterer Profi zurück im Team. Ein paar Wochen war der Mexikaner außen vor, nicht nur wegen der Verletzungsfolgen (Bandscheibenoperation), sondern auch wegen unterschiedlicher Spielauffassungen zum Trainer. Die jüngste Länderspielreise mit Mexiko hat ihm und der Eintracht weitergeholfen. „Wenn er so spielt wie gegen Hoffenheim, kann ihn kein Trainer der Welt draußen lassen“, sagt Kovac.
CONTRA internationale Plätze
Substanzverlust: Die Eintracht wirkt nicht mehr wirklich frisch. Gegen Hoffenheim mussten Kevin-Prince Boateng und Marco Russ vorzeitig raus, weil sie am Ende ihrer Kräfte waren. Marius Wolf quälte sich über die letzten Minuten. „Wir haben viel Substanz gelassen“, sagt der Trainer. „Der Tank war ein bisschen leer“, sagt der Sportvorstand. Boateng hatte auch mit dem Wetter zu kämpfen. „Es gibt Spieler, die haben bei hohen Temperaturen Probleme“, erklärt Kovac, der auf die Müdigkeit mit Pausen reagiert. Am Montag war nur Pflege angesetzt, am Dienstag haben die Spieler frei. Trainiert wird im Endspurt nur noch einmal pro Tag. Für Kovac gilt jetzt: Manchmal ist weniger mehr.
Hradecky wackelt: Problematisch könnten für die Eintracht die äußeren Einflüsse werden. Sollte der Abgang Kovacs nach München Realität werden, wäre dies ein schwerer Einschnitt. Was dann passieren kann, wird am Beispiel von Lukas Hradecky deutlich. Der Finne, der seinen Vertrag nicht verlängern will und ziemlich sicher gehen wird, hat über zweidreiviertel Jahre durchweg gute bis sehr gute Leistungen gebracht, aber vor einer Woche in Bremen mit einem schweren Patzer das Spiel verloren. Die Auswirkungen wurden gegen Hoffenheim deutlich, Hradecky wirkte verunsichert, die Zuschauer murrten früh. „Es war nicht mein bestes Spiel und auch das Tor war nicht unhaltbar“, übte Hradecky Selbstkritik. Er räumte ein, dass ihm der Blackout von Bremen zu schaffen gemacht hatte. „Das war nicht einfach, aber gebt mir noch eine Woche, dann bin ich wieder der Alte“, bat er. Der Trainer sieht keine Probleme („Er hat seine Sache gut gemacht“), aber gerade in den sozialen Netzwerken haben sich viele auf den Keeper eingeschossen. Für die Eintracht wäre ein unsicherer Torwart im Endspurt mit das Schlimmste, was passieren könnte.
Ausfälle von Rebic und Mascarell: So ähnlich wie der Ausfall von Ante Rebic. Oder der Ausfall von Omar Mascarell. Der Stürmer wird noch ein paar Spiele fehlen, der Mittelfeldspieler auch nicht so schnell zurückkommen. Leistungsträger, die kaum zu ersetzen sind. Die Decke wird dünn und dünner, die Alternative werden weniger. „Wir müssen uns strecken“, sagt Kovac.
Noch mehr Nachrichten aus der Region lesen? Testen Sie kostenlos 9 Tage das Komplettpaket Print & Web plus!
Bitte loggen Sie sich ein, um einen Kommentar zu diesem Artikel zu verfassen. Debatten auf unseren Zeitungsportalen werden bewusst geführt. Kommentare, die Sie zur Veröffentlichung einstellen, werden daher unter ihrem Klarnamen (Vor- und Nachname) veröffentlicht. Bitte prüfen Sie daher, ob die von Ihnen bei ihrer Registrierung angegebenen Personalien zutreffend sind.
Die Zeichenzahl ist auf 1700 begrenzt. Die Redaktion behält sich vor, den Kommentar zu sichten und zu entscheiden, ob er freigeschaltet wird. Kommentare mit rechts- oder sittenwidrigen Inhalten, insbesondere Beleidigungen, nicht nachprüfbare Behauptungen, erkennbare Unwahrheiten und rassistische Andeutungen führen dazu, dass der Kommentar im Falle der Sichtung nicht freigeschaltet, ansonsten sofort gelöscht wird. Wir weisen darauf hin, dass alle Kommentare nach einigen Wochen automatisch wieder gelöscht werden.
Die Kommentare sind Meinungen der Verfasser.