Von Mario ThurnesMAINZ - Zur Infrastrukturumfrage der Allgemeinen Zeitung.
Derzeit entsteht am alten Mainzer Zollhafen ein Wohnquartier. Die zahlungskräftige Kundschaft wird nicht nur den Blick auf den Rhein genießen - sie zieht auch in eine Ecke, in der Lärmprobleme zusammenkommen:
Fluglärm etwa. Die Maschinen aus Frankfurt schränken die Lebensqualität tausender Mainzer ein. Studien wie die der Mainzer Universitätsmedizin haben den Zusammenhang zwischen Fluglärm und Herzerkrankungen nachgewiesen. Um den alten Zollhafen sorgen aber eher die Maschinen für Krach, die auf der Wiesbadener "Air-Base" der amerikanischen Armee starten. Zudem führt die Rheinallee am Zollhafen vorbei zur A 643. Die Beruhigung der Rheinschiene ist ein Schwerpunkt der Mainzer Verkehrspolitik. Mobile Stationen kontrollieren verstärkt die Autofahrer, um die Geschwindigkeitsgrenzen durchzusetzen.
Bahn im Fokus
Die A 643 soll wie der gesamte Mainzer Ring sechsspurig ausgebaut werden - fordert die oppositionelle CDU. Doch die rot-grüne Landesregierung will dies verhindern, wirbt für vier Spuren und Standstreifen, die zu Stoßzeiten befahren werden dürfen. Der Mainzer Landtagsabgeordnete der CDU, Gerd Schreiner, mahnt: Nur wenn der sechsspurige Ausbau kommt, werde der Bund Lärmschutz für die Anwohner bezahlen.
Am Zollhafen vorbei fahren Züge über die Kaiserbrücke. Und auch die Bahn rückt als Lärmquelle in den Fokus: Anfang des Jahres haben die Bundestagsabgeordneten der Region Erwin Rüddel (CDU), Detlev Pilger (SPD) und Tabea Rößner (Grüne) die "Abgeordnetengruppe Bahnlärm" gegründet. 110 Parlamentarier haben sich bereits angeschlossen: "Wir fordern, dass die Bahn schneller leiser wird, insbesondere im Schienengüterverkehr" - dies gelte besonders für das stark belastete Mittelrheintal.
Der Schienenlärm soll nach der Gruppe bis 2020 deutschlandweit halbiert werden. Zwischenzeitlich hat die Bahn ein Paket vorgestellt, wie diese Forderung umgesetzt werden kann - durch Umrüsten auf fortschrittliche Technik wie etwa "Flüsterbremsen". Die Gruppe bleibt skeptisch. Die Mainzer Bundestagsabgeordnete Rößner sagt: Nötig sei auch ein Frühwarnsystem für beschädigte Räder, da diese großen Lärm verursachen.
Gelinge es nicht, den Lärm zu mindern, fordert die Gruppe "Betriebsbeschränkungen". Das könnte eine nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkung sein oder Nachtfahrverbote für lärmende Wagen. Umgekehrt könnten Unternehmen, die in Lärmschutz-Technik investieren, durch niedrigere Trassenpreise noch stärker als bisher gefördert werden.
Eine mögliche Entlastung wird unabhängig von der Gruppe geplant: Das Bundesverkehrsministerium hat bereits 2012 Gutachter beauftragt, eine Alternative für das Tal zu entwickeln - eine Strecke, die vom Großraum Köln über Siegen nach Gießen führt und dann parallel zu den Autobahnen A5 und A67 verlaufen soll. Tagsüber soll diese Alternativ-Trasse dem Personenverkehr dienen - nachts dem Güterverkehr. Einen öffentlich bekannten Zeitplan für dieses Projekt gibt es noch nicht.
Die "Länderkonferenz Rhein" will Verkehr aufs Wasser verlagern. Zu der Konferenz gehören Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, das Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) vertritt. Er will die "Düsseldorfer Liste" umsetzen, die 36 Projekte enthält wie: die Forderung, die Fahrrinnentiefe zwischen Mainz und St. Goar von 1,90 auf 2,10 Meter auszubauen, bei Koblenz auf 2,80 Meter. An den zehn Schleusen der Mosel sollen jeweils zweite Schleusenkammern gebaut werden. "Der Ausbau der Infrastruktur muss schneller vorankommen und deren Erhalt gesichert werden. Überlastete Straßennetze werden das weiter steigende Transportaufkommen im Güterverkehr zukünftig nicht mehr aufnehmen können", heißt es in einer Erklärung der Konferenz. Der Bund müsse dafür mehr Geld bereit stellen. Auch hier fällt die Entscheidung im Bundesverkehrswegeplan. Geht es nach der Konferenz könnten die Bewohner des Zollhafens dann künftig den Anblick von mehr Frachtverkehr auf dem Rhein genießen.
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