Von Anja Baumgart-PietschBIEBRICH - Schunkeln, Mitsingen, Klatschen – wenn’s sein muss, sogar im Dreivierteltakt. Bei Herbert Siebert und seinem Johann-Strauß-Orchester geht alles. Und es macht auch richtig Spaß. Die Konzerte des Wiesbadener Dirigenten-Grandseigneurs haben immer ein bisschen was von der „Last Night oft the Proms“ und auch was vom Wiener Neujahrskonzert. Das Repertoire ist bewährt, die Stimmung ausgezeichnet.
Jetzt war wieder einmal das Frühlingskonzert im Biebricher Schloss angesagt. Obwohl Herbert Siebert nur in kammermusikalischer Besetzung mit acht Streichern und einer Pianistin angereist war füllten die Klänge zum Kaiserwalzer und – natürlich – der „schönen blauen Donau“ die Rotunde aus.
Klaus Zengerle vom Biebricher Verkehrs- und Verschönerungsverein, der das Konzert bereits zum 20. Mal organisierte, begrüßte die Gäste. Unter ihnen zahlreiche Politiker, zum Beispiel der hessische Kultusminister Alexander Lorz und die Dezernenten Axel Imholz und Christoph Manjura.
Halsbrecherische Koloraturen
Sie alle hörten ein gut zweistündiges Programm mit der Sopranistin Anja Stader, die bereits zum 15. Mal dabei war. Sie ist Spezialistin für Operettenmusik und hat in diesem Genre Preise errungen. Gerade, so der Moderator Bernd Peter Arnold, sei sie beim Papageno-Musiktheater in Frankfurt engagiert worden. Sie konnte mit schmissigen Evergreens wie „Draußen in Sievering“ von Johann Strauß oder „Ich lade gern mir Gäste ein“ aus Strauß’ „Fledermaus“ viel Beifall ernten. Und auch den Strauß’schen „Frühlingsstimmen-Walzer“ mit seinen halsbrecherischen Koloraturen meisterte Anja Stader mit Bravour.
Jungen Nachwuchstalenten gibt Herbert Siebert immer besonders gerne eine Auftrittschance. So durften dieses Mal die beiden Taunussteiner Geschwister Nicolas und Annabelle Bruer das Konzert eröffnen. Nicolas schritt alleine mit dem Geigenstück „Elfentanz“ souverän durch das Publikum. Im zweiten Stück kam seine Schwester Annabelle dazu und sang passend zum Frühling mit lieblicher Stimme „Komm lieber Mai“. Es gab Riesenapplaus für die beiden begabten Kinder.
Authentische Wiener Stimmung wurde mit den drei bekanntesten Strauß-Walzern angefacht. Robert Stolz’ „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ brachte so manche Zuschauerin zum Seufzen. Geschmunzelt wurde, als Bernd Peter Arnold erzählte, Stolz sei mit ihm oft in Biebrich gewesen und habe jedes Mal auf dem Besuch der Eisdiele am Rhein bestanden.
Es gab auch den musikalischen „Gruß an Kiel“, ein Militärmarsch von Friedrich Spohr sowie den Tango „La Cumparsita“. Da war wirklich alles drin, was Spaß macht, und wie weiland Gotthilf Fischer dirigierte Herbert Siebert auch den Gesang des Publikums. „Wer jetzt noch mehr Zugaben will“, sagte der Dirigent nach dem obligatorischen Radetzkymarsch zum Schluss, „soll sich dann doch gerne eine Karte für den ersten Mai besorgen.“ Dann gibt es nämlich im Kurhaus das große Gala-Konzert zum 30-jährigen Bestehen des Johann-Strauß-Orchesters, das, so Kultusminister Lorz, „aus Wiesbaden absolut nicht wegzudenken ist“.
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