Von Heinz-Jürgen HauzelWIESBADEN - Entwarnung für alle Eislauffreunde. Sie werden weiterhin - und auch im kommenden Winter - ihrem Sport in Wiesbaden nachgehen können. Oberbürgermeister Sven Gerich präsentierte am Donnerstag den Mitgliedern des parlamentarischen Sportausschusses die Lösungsvorschläge, die die Verwaltung erarbeitet hat und die große Zustimmung bei den Stadtverordneten fanden. "Großes Lob an Karsten Schütze und sein Team. Was die in kurzer Zeit geschafft haben, verdient wirklich Anerkennung", betont Gerich, der auch Sportdezernent ist.
Dabei gehen die Vorschläge in die vermutete Richtung. Die Sanierung der Altanlage am Kleinfeldchen ist zu teuer. 550.000 Euro würden fällig, um die 20 vom TÜV geforderten Maßnahmen umzusetzen. Allein der Austausch der Ammoniak-Rohrleitungen zwischen Technikhaus und Eisfläche wird mit 225.000 Euro veranschlagt. "Und wir wissen nicht einmal, wie die Rohre unter der Bahn aussehen", sagt Gerich. "Das könnte also noch um ein Vielfaches teurer werden."
Grundstück gehört der Stadt
Also präferiert er die Variante, eine neue Anlage am Konrad-Adenauer-Ring zu errichten. Dafür fallen die bisherige Rollschuhbahn und zwei Beachvolleyball-Felder weg. Der besondere Charme des Standorts: Das Grundstück gehört der Stadt, und es ist keine Bauplanänderung nötig.
Mattiaqua-Chef Karsten Schütze hat den Stuttgarter Eisbahn-Spezialisten Deyle, der unter anderem die Eisschnelllauf-Halle in Erfurt und das Eishockey-Stadion in Garmisch-Partenkirchen gebaut hat, um einen Vorschlag für den Ersatzneubau gebeten. Die Deyle-Studie sieht eine schrittweise Errichtung vor. Die erste Stufe umfasst den Bau einer Eisbahn und aller notwendigen Nebenanlagen für rund 5,7 Millionen Euro. Auf die bereits vorhandenen Fundamente könnte man in Stufe zwei für 1,5 Millionen Euro eine kleine Tribüne mit 310 Sitzplätzen und ein Dach installieren. In der dritten Stufe würde eine Schließung der Halle mit einem Industriefassadensystem gerade noch 700.000 Euro kosten.
Eintrittspreise steigen
In Anbetracht der Tatsache, dass die Henkell-Kunsteisbahn zuletzt nur einen Kostendeckungsgrad von 20 bis 25 Prozent aufwies, kündigt Gerich schon einmal an, über eine neue Gestaltung der bislang sehr niedrigen Eintrittspreise nachdenken zu wollen: "Für mehr Komfort werden die Eisläufer auch gern bereit sein, mehr zu zahlen."
Zur Finanzierung des Neubaus soll, wie gedacht, das Grundstück an der Hollerbornstraße verkauft werden. Für die 10.000 Quadratmeter hofft Gerich fünf Millionen Euro erlösen zu können, wobei Abrisskosten der Henkell-Kunsteisbahn und eine eventuell fällig werdende Bodensanierung nicht berücksichtigt sind. Da an dieser Stelle die Änderung des Bebauungsplans zwingend ist, wird die Stadt den Kaufpreis erst in etwa zwei Jahren auf dem Konto haben. Was bedeutet, dass für den Neubau eine Zwischenfinanzierung - wahrscheinlich durch eine Kreditaufnahme des Betreibers Mattiaqua - nötig wird.
Provisorische Eisbahn am Kleinfeldchen
Um bis zur Fertigstellung der Bahn am Konrad-Adenauer-Ring kontinuierlich eine Eislaufmöglichkeit in Wiesbaden anbieten zu können, hatte die Stadt um eine Ausnahmegenehmigung für die Fortführung des Betriebs für ein oder zwei Jahre nachgesucht, was vom TÜV allerdings abschlägig beschieden wurde. Der Oberbürgermeister hat zwar noch einen Brief an die Regierungspräsidentin geschrieben, aber offenbar mit nur geringer Hoffnung. Denn parallel bemüht sich die Verwaltung bereits um eine andere Interimslösung. Nach Gesprächen mit dem Betreiber der "Eiszeit" auf dem Warmen Damm scheint möglich, eine provisorische Eisbahn auf die Fläche am Kleinfeldchen obendrauf zu legen. Die Kosten würden nach ersten Berechnungen die bisherigen Betriebskosten in Höhe von knapp 180.000 Euro nicht überschreiten, wären also bereits budgetiert.
Noch mehr Nachrichten aus der Region lesen? Testen Sie kostenlos 9 Tage das Komplettpaket Print & Web plus!
Bitte loggen Sie sich ein, um einen Kommentar zu diesem Artikel zu verfassen. Debatten auf unseren Zeitungsportalen werden bewusst geführt. Kommentare, die Sie zur Veröffentlichung einstellen, werden daher unter ihrem Klarnamen (Vor- und Nachname) veröffentlicht. Bitte prüfen Sie daher, ob die von Ihnen bei ihrer Registrierung angegebenen Personalien zutreffend sind.
Die Zeichenzahl ist auf 1700 begrenzt. Die Redaktion behält sich vor, den Kommentar zu sichten und zu entscheiden, ob er freigeschaltet wird. Kommentare mit rechts- oder sittenwidrigen Inhalten, insbesondere Beleidigungen, nicht nachprüfbare Behauptungen, erkennbare Unwahrheiten und rassistische Andeutungen führen dazu, dass der Kommentar im Falle der Sichtung nicht freigeschaltet, ansonsten sofort gelöscht wird. Wir weisen darauf hin, dass alle Kommentare nach einigen Wochen automatisch wieder gelöscht werden.
Die Kommentare sind Meinungen der Verfasser.