Von Konstantin MüllerWIESBADEN - Hoher Besuch beim „Workshop Management Praxis“: Für den letzten Termin der Reihe konnte die Industrie- und Handelskammer Wiesbaden (IHK) Brigitte Lindscheid gewinnen. Seit 2014 leitet sie als Regierungspräsidentin das Regierungspräsidium Darmstadt. Die Schüler können die Referenten mit Fragen löchern und so einen Einblick in verschiedene Berufsbilder erhalten. Rund 60 Abiturienten sind dem Ruf der IHK gefolgt und sprachen mit der Regierungspräsidentin über ihre Laufbahn, den Aufgabenbereich des Regierungspräsidiums und den Umgang mit Kritik.
„Früher dachte ich mal, ich werde Modedesignerin“, gestand Lindscheid den Schülern, „ich sage immer: ‚Sag’ niemals nie’. ,Never ever gehe ich in die Verwaltung, das tue ich mir nicht an’ – das habe ich damals noch gedacht. Heute bin ich sehr glücklich mit meinen Job.“
Lindscheid studierte Rechtswissenschaften und legte im Jahre 1990 nach ihrem Referendariat das zweite juristische Staatsexamen ab. Zehn Jahre später folgte die Zulassung als Rechtsanwältin beim Landgericht Darmstadt. Bis zu ihrer Ernennung zur Regierungspräsidentin im Jahre 2014 war sie in Darmstadt als hauptamtliche Stadträtin für die Bereiche Stadtplanung, Konversion, Infrastruktur, Umwelt, Klimaschutz, ÖPNV, Immobilienmanagement, Grünflächen, Abfallwirtschaft und Stadtreinigung zuständig.
Im Alltag jedes Bürgers allgegenwärtig
In ihrem 90-minütigen Vortrag erläuterte Lindscheid den Schülern den Aufgabenbereich des Regierungspräsidiums. „Es gibt 5000 Aufgaben in unserem Präsidium, das ist keine wirre Schätzung, das wurde tatsächlich mal gezählt.“ Laut Lindscheid ist das RP im Alltag von jedem allgegenwärtig. Die geplante City-Bahn, die Dämme am Rhein und am Main, die Genehmigung von Windrädern, die Messung von Abfallströmen, die Kontrolle von Apotheken oder die Räumung von Sprengkörpern aus dem Zweiten Weltkrieg – eine breite Palette von Tätigkeiten wird Tag für Tag von 1500 Mitarbeitern im RP Darmstadt bearbeitet.
In ihrer Funktion als Regierungspräsidentin muss sich Lindscheid regelmäßig mit Kritik auseinandersetzen. „Man muss sich schon ein dickes Fell aneignen“, sagt sie, „all unsere Fälle werden beklagt, entweder von der einen oder von der anderen Seite.“ Im Gegensatz zu Bürgermeistern beispielsweise müsse sie aber nicht beliebt sein, das bringe sie in eine „ruhende Position“.
Laut Lindscheid sei die Verwaltung „bei Weitem nicht mehr so wie sie früher mal war“. Viele spannende Tätigkeiten seien hinzugekommen und gerade jetzt würden viele junge Menschen benötigt. „Der Öffentliche Dienst ist nicht gerade spendabel, woanders bekommen Sie vielleicht mehr Geld, dafür sind wir extrem familienfreundlich.“ Den Abiturienten legte sie ans Herz, ins Ausland zu gehen, Fremdsprachen zu lernen, generell über den Tellerrand hinauszuschauen und vielleicht sogar ein Praktikum beim Regierungspräsidium zu absolvieren.
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