Von Axel ZibulskiWIESBADEN - Ob sie Paratore oder Labeque heißen, Pekinel oder Stenzl: Auffällig zahlreich sind Geschwisterpaare unter den Klavierduos vertreten. Ein Weiteres ist vor einigen Jahren dazugekommen, nämlich die taiwanesisch-amerikanischen Zwillingsschwestern Susan und Sarah Wang, die 2010 einen dritten Preis beim renommierten Münchner ARD-Musikwettbewerb gewonnen haben. Als sie nun beim Rheingau Sommer der Burghofspiele im Kurhaus gastierten, zeichneten sich ihr Programm und ihr Auftreten durch ebenso hohe Seriosität wie Impulsivität aus.
Vierhändig an einem Flügel spielten die Pianistinnen eine stilistisch breit gefächerte Auswahl und präsentierten ganz überwiegend Werke, die tatsächlich für diese Besetzung geschrieben worden sind – manch erfahreneres Duo setzt insofern weit mehr auf die Überredungskraft halbwertiger Bearbeitungen. Susan und Sarah Wang dagegen spielten schon Wolfgang Amadeus Mozarts Andante mit fünf Variationen G-Dur KV 501 mit eng verflochtenem, völlig synchronem und leicht trocken-gehärtetem Anschlag. Die „Dolly Suite“ op. 56 des französischen Spätromantikers Gabriel Fauré war umso weicher, farbiger, aber dennoch nicht weniger transparent getroffen. Die häufigen Harmonie- und Lichtwechsel ließen die Pianistinnen unaufdringlich, aber anschaulich Revue passieren, glockig und satt ins Tonhaltepedal gespielt war erst das „Ruhmes“-Finale („Slawa“) der sechs Stücke op. 11 von Sergej Rachmaninow.
Auf Akustik des Zais-Saals Rücksicht genommen
Auf die heikle und direkte Akustik des Christian-Zais-Saals nahmen die Schwestern besonders einfühlsam Rücksicht, passten sogar dramatisch dichte Passagen rücksichtsvoll und sensibel in den Raum ein. Besonders zahlreich gibt es sie in Franz Schuberts kurzfristig ins Programm genommenem Allegro a-Moll D 947 („Lebensstürme“), das bei allem streng akkordischen Auftrumpfen und drängendem Laufwerk vielfach auch fein und licht ausziseliert klang – reich in den Facetten des Leisen, sanft in den Momenten des Innehaltens. Maurice Ravels „Rhapsodie espagnole“ mit ihrer gärenden Lauerhaltung, ja sogar George Gershwins virtuos ausgespielte „Rhapsody in Blue“ vermittelten sich ebenso farben- und detailstark, mitreißend, nie bloß reißerisch. Das setzte sich in den beiden Gershwin-Zugaben fort, mit denen der Abend in die willkommene Verlängerung ging.
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